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Ferdinand aus der Fünten

From Wickepedia

Aus der Fünten (unten rechts) mit Gemmeker, Hassel und Scheltnes (Liro) Ferdinand Hugo aus der Fünten (* 17. Dezember 1909 in Mülheim an der Ruhr; † 19. April 1989 in Duisburg) war während des Zweiten Weltkriegs im Range eines SS-Hauptsturmführers Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam. Er war mitverantwortlich für die Deportation von Juden aus den Niederlanden in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager.

Leben

Fünten trat 1932 der SS und zum 1. November desselben Jahres der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei bei (Mitgliedsnummer 1.364.775),[1][2] er war zunächst Mitarbeiter im von Adolf Eichmann geleiteten Judenreferat des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Nach der deutschen Besetzung der Niederlande leitete er zusammen mit Willy Lages als Nachfolger von Hellmuth Reinhard die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam[2]. In dieser Funktion unterstand er dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) in Den Haag Hanns Albin Rauter und organisierte die Registrierung und Verhaftung von niederländischen Juden. Diese wurden in das Durchgangslager Westerbork gebracht, in die Vernichtungslager im annektierten Polen deportiert und dort ermordet. Unter den Deportierten befanden sich auch körperlich und psychisch kranke Juden aus Amsterdam und der Klinik Het Apeldoornsche Bosch. Juden, die in „Mischehen“ mit Nicht-Juden verheiratet waren, drohte er die Deportation an, um ihre Sterilisierung zu erzwingen. 1941 wurde er zum SS-Hauptsturmführer ernannt.

Nach Kriegsende wurde Fünten am 12. Juli 1950 vom Sonderkassationshof der Niederlande zum Tode verurteilt (Tatkomplex: „Andere Massenvernichtungsverbrechen“). Die Todesstrafe wurde am 4. Januar 1951 in eine lebenslange Gefängnisstrafe umgewandelt.[2] Aus der Fünten wurde in Breda mit Willy Lages, Joseph Kotalla und Franz Fischer als einer der Vier von Breda inhaftiert. Lages wurde 1966 wegen ernsthafter Erkrankung freigelassen, Kotalla starb im Gefängnis. Fünten und Fischer wurden am 27. Januar 1989 entlassen und nach Deutschland abgeschoben.[2] Kurz nach seiner Freilassung starb Fünten am 19. April 1989.

Literatur

  • Harald Fühner: Nachspiel. Die niederländische Politik und die Verfolgung von Kollaborateuren und NS-Verbrechern, 1945–1989 (= Niederlande-Studien. Band 35). Waxmann, Münster u. a. 2005, ISBN 3-8309-1464-4 (zugleich Dissertation an der Universität Münster, 2004).
  • Israel Gutman (Haupthrsg.), Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps (Hrsg. der dt. Ausg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. 3 Bände. Argon, Berlin 1993, ISBN 3-87024-300-7 (Originalausg.: Entsiklopedja shel ha-shoa/Encyclopedia of the Holocaust. Sifriat Poalim Publishing House, Tel Aviv 1990).
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (= Die Zeit des Nationalsozialismus. Fischer TB. Nr. 16048). Aktualisierte Ausgabe. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0; 2. Auflage, 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Felix Bohr: Die Kriegsverbrecherlobby. Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-42840-5, Kap. V. Letzte Appelle, 5. »Heim ins Reich«. Die Entlassung Fischers und aus der Füntens, S. 359–366.

Weblinks

  • Niederländische Strafverfahren gegen Deutsche und Österreicher wegen im Zweiten Weltkrieg begangener NS-Verbrechen. Lfd.Nr. NL199. In: jur.uva.nl. Universiteit van Amsterdam, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Februar 2014;.

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10040347
  2. 2.0 2.1 2.2 2.3