Willy Lages Willy Paul Franz Lages, auch Willi Lages (* 5. Oktober 1901 in Braunschweig; † 2. April 1971 in Braunlage) war während des Zweiten Weltkriegs SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam und in dieser Funktion Vorgesetzter des Leiters der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam. Er war mitverantwortlich für die Deportation von Juden aus den Niederlanden in die deutschen Konzentrationslager.
Leben
Lages trat 1921 seinen Dienst bei der Schutzpolizei Braunschweig an.[1] Zur Zeit des Nationalsozialismus war er als Kriminalkommissar bis Anfang Oktober 1940 stellvertretender Leiter bei der Gestapo Braunschweig.[2] Dienststellenleiter war zu dieser Zeit Eduard Holste.
Während des Zweiten Weltkrieges war Lages ab dem 7. Oktober 1940 beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in den deutsch besetzten Niederlanden eingesetzt[1], wo er ab 1941 zusammen mit Ferdinand aus der Fünten die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam leitete.[3] Lages, der Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.552.661) war, stieg innerhalb der SS (SS-Nr. 267.729) Anfang September 1942 bis zum SS-Sturmbannführer auf.[4]
Demonstration gegen mögliche Amnestie für Lages (1952) Lages wirkte an der Verhaftung des Widerstandsleiters Johannes Post mit und war bei dessen Hinrichtung am 16. Juli 1944 anwesend. Darüber hinaus ist er für die Erschießung der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft am 17. April 1945 mitverantwortlich.
Lages wurde 1949 in den Niederlanden zum Tod verurteilt. Königin Juliana weigerte sich, das Urteil zu unterschreiben, weshalb die Strafe 1952 in eine lebenslange Gefängnisstrafe umgewandelt wurde.[5] Lages wurde als einer der Vier von Breda zusammen mit Ferdinand aus der Fünten, Joseph Johann Kotälla und Franz Fischer inhaftiert. Wegen einer ernsten Krankheit wurde Lages 1966 auf Initiative von Justizminister Ivo Samkalden vorzeitig „aus humanitären Gründen“ entlassen und nach Deutschland abgeschoben. Diese Entscheidung führte zu großen Unruhen in den Niederlanden.[6]
Lages starb 1971, fünf Jahre nach seiner Haftentlassung, in Deutschland.
Literatur
- Harald Fühner: Nachspiel. Die niederländische Politik und die Verfolgung von Kollaborateuren und NS-Verbrechern, 1945–1989. Waxmann, Münster 2005, ISBN 3-8309-1464-4.
- Reinhard Bein: Hitlers Braunschweiger Personal. DöringDruck, Braunschweig 2017, ISBN 978-3-925268-56-4, S. 142–147.
Weblinks
- Louisa Lages: Familiengeschichte. Mein Großonkel, der SS-Sturmbannführer. In: Einestages, 26. Juli 2013.
Einzelnachweise
- ↑ 1.0 1.1 Gerd Wysocki: Arbeit für den Krieg. Herrschaftsmechanismen in der Rüstungsindustrie des „Dritten Reiches“; Arbeitseinsatz, Sozialpolitik und staatspolizeiliche Repression bei den Reichswerken „Hermann Göring“ im Salzgitter-Gebiet 1937/38 bis 1945. Braunschweig 1992, ISBN 3-925151-51-6, S. 527.
- ↑ Gerd Wysocki: Arbeit für den Krieg. Herrschaftsmechanismen in der Rüstungsindustrie des „Dritten Reiches“; Arbeitseinsatz, Sozialpolitik und staatspolizeiliche Repression bei den Reichswerken „Hermann Göring“ im Salzgitter-Gebiet 1937/38 bis 1945. Braunschweig 1992, ISBN 3-925151-51-6, S. 307.
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 354.
- ↑ Willi Lages auf dws-xip.pl
- ↑ Niederländische Strafverfahren gegen Deutsche und Österreicher wegen im 2.Weltkrieg begangener NS-Verbrechen. In: jur.uva.nl. S. 4, archiviert vom am 23. März 2002; abgerufen am 22. April 2015 (Verfahren Lfd.Nr. NL171).
- ↑ Tief im Innern – JUSTIZ. In: Der Spiegel 42/1966. 10. Oktober 1966, S. 55ff, abgerufen am 22. April 2015.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Lages, Willy |
ALTERNATIVNAMEN | Lages, Willy Paul Franz (vollständiger Name); Lages, Willi |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kriegsverbrecher |
GEBURTSDATUM | 5. Oktober 1901 |
GEBURTSORT | Braunschweig |
STERBEDATUM | 2. April 1971 |
STERBEORT | Braunlage |