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Fritz Todt

From Wickepedia

Fritz Todt (1940)

Fritz Todt (* 4. September 1891 in Pforzheim; † 8. Februar 1942 auf dem Flughafen Rastenburg, Ostpreußen) war ein deutscher Bauingenieur und SA-Obergruppenführer. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er zunächst Generalinspektor für das Straßenwesen, ab 1940 Reichsminister für Bewaffnung und Munition. Er leitete unter anderem den Bau der Reichsautobahnen. Nach ihm war die 1938 gegründete und militärisch organisierte Bautruppe Organisation Todt benannt.

Leben

Fritz Todt wurde am 4. September 1891 in Pforzheim als Sohn des Ringfabrikanten Emil Todt (1861–1909) und seiner Ehefrau Elise geb. Unterecker (1869–1935) geboren. 1910 machte er am Pforzheimer Reuchlin-Gymnasium das Abitur[1] und diente dann als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment 14. Todt studierte anschließend Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule München.

Im Ersten Weltkrieg, durch den sein Studium unterbrochen worden war, wurde er 1914 zum Leutnant der Reserve befördert und Bataillons-Adjutant beim Grenadier-Regiment 110. Todt trat 1916 zur Fliegertruppe über. Im August 1918 wurde er als Flugzeugbeobachter im Luftkampf schwer verwundet.[2] Nach Abschluss des Studiums in Karlsruhe betätigte er sich zuerst im Kraftwerksbau, später im Straßenbaubereich der Bauunternehmung Sager & Woerner, für das er von 1925 bis 1933 als Ingenieur tätig war.[3] Bereits am 5. Januar 1922 trat Todt in die NSDAP ein und wurde 1931 Standartenführer der SA. Er wurde 1931 an der TH München mit einer Arbeit über Fehlerquellen beim Bau von Landstraßen aus Teer und Asphalt zum Dr.-Ing. promoviert.[4]

Am 5. Juli 1933 wurde er Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen und erhielt damit die Leitung für den Bau der Reichsautobahnen. Weiterhin unterstand ihm das gesamte deutsche Straßenwesen, u. a. der Ausbau der Deutschen Alpenstraße. In ihrer Nähe in Hintersee (Ramsau) besaß er ein Jagdhaus.[5] In seiner Funktion als Generalinspektor gab er die Zeitschrift Die Strasse heraus. Ab 1933 war er außerdem Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft.[6]

Bei der nationalsozialistischen Ausstellung „Planung und Aufbau im Osten“ am 20. März 1941, von links: Rudolf Heß, Heinrich Himmler, Philipp Bouhler, Fritz Todt, Reinhard Heydrich, ganz rechts: Vortragender Konrad Meyer

Diese Phase charakterisiert Alan Milward wie folgt:

„Seine persönlichen Auffassungen zu Wirtschaftsfragen und, was wichtiger war, der Erfolg des Autobahnprojekts hielten Todt im Gesichtskreis des ‚Führers‘. Gleichzeitig bewahrte ihn seine bewußte Pose als technischer Experte, als Mann ohne Interesse an den internen Machtkämpfen […] lange Zeit vor der Gegnerschaft der wichtigeren Parteiführer.“

Alan S. Milward[7]

Im November 1934 übernahm er in Personalunion die Leitung des Nationalsozialistischen Bundes deutscher Technik (NSBDT), der auf der Plassenburg bei Kulmbach eine Schulungsanlage betrieb, und wurde Leiter des Amtes für Technik.[7] Außerdem wurde er 1934 in den Vorstandsrat des Deutschen Museums berufen.

1937 wurde Todt mit dem Werner-von-Siemens-Ring ausgezeichnet. 1938 erhielt er neben Ernst Heinkel, Ferdinand Porsche und Willy Messerschmitt den 1937 von Adolf Hitler gestifteten Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft, der mit 100.000 Reichsmark dotiert war.

Im Mai 1938 gründete er die nach ihm benannte Organisation Todt (OT). Sie wurde im Zweiten Weltkrieg u. a. beim Bau des Westwalls, des Atlantikwalls, dem Bau der U-Bootstützpunkte an der französischen Küste sowie in eroberten Gebieten eingesetzt. Im Dezember im gleichen Jahr wurde er Generalbevollmächtigter für die Bauwirtschaft.

Ebenfalls im Mai 1938 wurde Todt für die Zeit ab 1939 zum Vorsitzenden des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) gewählt.[8] Der bisherige Vorsitzende Heinrich Schult hatte sein Amt zur Verfügung gestellt, nachdem Todt als NSBDT-Leiter für sich das Recht beanspruchte, VDI-Ehrungen zu verleihen.[9] Fritz Todt, erste Reihe, Zweiter von rechts, beim Besuch der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, 21. März 1941.

Als Reichsminister für Bewaffnung und Munition leitete er ab 17. März 1940 die gesamte deutsche Kriegswirtschaft. Am 8. April hielt der Chef des Heereswaffenamtes General Karl Becker einen Vortrag vor Hitler über die Bildung eines gemeinsamen Führungsstabes der Wehrmachtsteile, der die Rüstung lenken sollte. Überraschend erhielt Becker die Zustimmung Hitlers. Als Hitler jedoch noch am selben Tag mit dem Zug nach Berlin fuhr, stieg der Krupp-Direktor Erich Müller, genannt „Kanonen-Müller“, hinzu und erklärte dem „Führer“, die Industrie wünsche keine Bevormundung durch das Militär und wies auf familiäre Probleme Beckers hin. Hitler änderte daraufhin seine Entscheidung und als Becker dies und von der persönlichen Diffamierung erfuhr, erschoss er sich.[10] Laut Adam Tooze reagierte die Reichsgruppe Industrie auf Todts Ernennung mit „heller Begeisterung“. Es ließe sich kaum bestreiten, dass das Großunternehmertum einer der größten Nutznießer seiner Ernennung war. Todt bemühte sich sofort aktiv um ein Bündnis mit der deutschen Industrie und rief einen Industriebeirat ins Leben. Die oft vertretene Ansicht, dass Todts Amtseinführung auf eine Intrige des deutschen Kapitals zurückzuführen sei, lehnt Tooze hingegen ab.[11]

Bei Kriegsbeginn wurde Todt zum Generalmajor der Luftwaffe ernannt. Ende Juli 1941 bekam er noch dazu das Amt des Generalinspektors für Wasser und Energie.

Am 4. September 1941 anlässlich seines 50. Geburtstages gründete er die Dr.-Fritz-Todt-Stiftung, die den Technikernachwuchs, vor allem begabte junge Leute aus armen Familien, durch Ausbildungsbeihilfen fördern sollte.

Am selben Tag wurden ihm die ausführliche Planung und die ersten fertiggestellten Bände der von ihm initiierten und vom Haus der Deutschen Technik e. V. herausgegebenen Bücher der Deutschen Technik, die ihm dann auch gewidmet wurden, vorgelegt.[12]

Im Vordergrund das mit einem inzwischen wieder entfernten Restitutionsstein versehene Grab Fritz Todts auf dem Invalidenfriedhof im Oktober 2004 – im Hintergrund die Grabstelle von Scharnhorst Staatsakt für Todt: Dem von der Neuen Reichskanzlei zum Invaliden­friedhof gefahrenen Toten wird der Hitler-Gruß entboten.

Am 20. Dezember 1941 fand abends ein Treffen von Ostfrontoffizieren im Führerhauptquartier Rastenburg in feindseliger Atmosphäre statt. Meldungen über die harten Folgen des ersten Winters bei −35 °C waren im OKH, OKW und bei Hitler zwar eingetroffen, aber ignoriert worden und machten dadurch den Plan zunichte, Moskau schnell einzunehmen. Der davon tief beeindruckte Rüstungsminister Todt wurde von Guderian als „verständiger Mann mit gesundem menschlichen Empfinden“ charakterisiert. Todt stellte dem Führer (nur) zwei neue Schützengrabenöfen vor. Der Nachschub an Geschützen und Munition an die Ostfront war inzwischen unzureichend geworden.[13]

Am 8. Februar 1942 kam Todt bei einem Flugzeugabsturz unweit des Führerhauptquartiers Wolfsschanze bei Rastenburg ums Leben. Er wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt. Adolf Hitler verlieh ihm den Deutschen Orden der NSDAP. Bis 1945 waren in Deutschland in bis zu zehn Städten Straßen nach ihm benannt worden, so u. a. in Berlin, Dresden, Chemnitz, Pforzheim, Karlsruhe und Rastatt.

Todts Nachfolger als Reichsminister wurde Albert Speer.

Die in der Nähe der Ortschaft Haringzelle am Cap Gris-Nez gelegene Batterie „Siegfried“ wurde nach dem Tode des Ingenieurs Fritz Todt in „Batterie Todt“ umbenannt.

Auszeichnungen

Dr.-Fritz-Todt-Preis

Am 8. Februar 1944, dem zweiten Todestag Todts, stiftete Hitler den Dr.-Fritz-Todt-Preis als Auszeichnung der NSDAP für „erfinderische Leistungen, die für die Volksgemeinschaft von hervorragender Bedeutung sind wegen der durch sie erreichten Verbesserung an Waffen, Munition und Wehrmachtsgerät sowie wegen der erreichten Einsparung an Arbeitskräften, Rohstoffen und Energie.“

Die Ehrennadel, mit der ein Wertpreis und eine Urkunde verbunden waren, wurde in Gold, Silber oder Stahl verliehen. Die Goldene Ehrennadel verlieh Hitler persönlich auf gemeinsamen Vorschlag des Leiters der Deutschen Arbeitsfront (Robert Ley) und des Leiters des Hauptamtes für Technik der NSDAP (Albert Speer), Silber und Stahl der zuständige Gauleiter mit den entsprechenden DAF- und NSDAP-Führern auf Gauebene.[15]

Literatur

  • Andreas Busch: Die Geschichte des Autobahnbaus in Deutschland bis 1945. Rockstuhl, Bad Langensalza 2002, ISBN 3-936030-40-5.
  • Alan S. Milward: Fritz Todt als Minister für Bewaffnung und Munition. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 14 (1966), Heft 1, S. 40–58.[A 1]
  • Eduard Schönleben: Fritz Todt, der Mensch, der Ingenieur, der Nationalsozialist. Ein Bericht über Leben und Werk. Gerhard Stalling, Oldenburg 1943 (1944 in niederländischer Übersetzung).
  • Erhard Schütz, Eckhard Gruber: Mythos Reichsautobahn. 2. Auflage. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-117-8.
  • Franz W. Seidler: Fritz Todt. Baumeister des Dritten Reiches. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1988, ISBN 3-548-33095-9.
  • Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler, München 2007 (zuerst englisch 2006), ISBN 978-3-88680-857-1. Neuauflage: Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 663, ISBN 978-3-89331-822-3. Wieder: Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55056-4.
  • Rüdiger HachtmannTodt, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-5, S. 318 (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Fritz Todt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Der Aufsatz ist auf der Website des herausgebenden Instituts Online verfügbar (PDF, ca. 957 kB).

Einzelnachweise

  1. Christian Groh (Hrsg.): Neue Beiträge zur Pforzheimer Stadtgeschichte. Band 3. Regionalkultur, Heidelberg 2010.
  2. Bayerisches Hauptstaatsarchiv IV; digitalisierte Kopie (Kriegsrangliste 18062, Bild 116–128) bei ancestry.com, abgerufen am 12. Juli 2018.
  3. Alan S. Milward: Fritz Todt als Minister für Bewaffnung und Munition. In: VfZ 14, 1966, Heft 1, S. 40–58 (PDF; 951 kB); hier S. 44.
  4. Nachweis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  5. Zum Jagdhaus in der Ramsau: Brandstiftung – Schaun’s in die Ramsau – in: Der Spiegel 32/1952 vom 6. August 1952: Küsswetter (…) habe außerdem, wenn auch ohne Erfolg (…) Niederberger im Frühjahr 1947 an mindestens drei verschiedenen Tagen aufgefordert, das Jagdhaus des ehemaligen Reichsministers Todt am Hintersee abzubrennen, weil es von dem amerikanischen Captain Payton bewohnt wurde, der Küsswetter verhaßt war“.
  6. Alfred Gottwaldt: Die Reichsbahn und die Juden 1933–1939 – Antisemitismus bei der Eisenbahn in der Vorkriegszeit. Marix Verlag, Wiesbaden 2011, S. 38
  7. 7.0 7.1 Alan S. Milward: Fritz Todt als Minister für Bewaffnung und Munition. In: VfZ 14, 1966, Heft 1, S. 40–58 (PDF; 951 kB); hier S. 45.
  8. Karl-Heinz Ludwig: Der VDI als Gegenstand der Parteipolitik 1933 bis 1945. In: Karl-Heinz Ludwig (Hrsg.): Technik, Ingenieure und Gesellschaft – Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856–1981. VDI-Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3-18-400510-0, S. 420.
  9. Kurt Mauel: Aus 140 Jahren Geschichte des VDI. In: Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Festschrift 140 Jahre VDI. Düsseldorf Mai 1996, S. 32.
  10. Rolf-Dieter Müller: Die Mobilisierung der deutschen Wirtschaft für Hitlers Kriegsführung. In: MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Stuttgart 1988, Band 5/1, S. 474 f.
  11. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. München 2007, S. 406 f.
  12. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 2.
  13. Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. Kurt Vowinkel Verlag, Heidelberg 1951, S. 240 ff.
  14. Der deutsche Baumeister 12/1939.
  15. Peter Koblank: Die Göring-Speer-Verordnung. Arbeitnehmererfindungsrecht im Dritten Reich / Dr.-Fritz-Todt-Preis. EUREKA impulse 12/2012, S. 2. Abrufbar in: Best of Koblank.
  16. Zuerst erschienen in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 18, 1993, Nr. 2, S. 76–120.