Das NS-Ranggefüge stellt die Dienstgrade der Wehrmacht und mehrerer nationalsozialistischer Organisationen im Deutschen Reich bis 1945 tabellarisch dar. Alle Organisationen waren nach dem Führerprinzip aufgebaut und orientierten sich an der Rangordnung der Wehrmacht.[1]
Nationalsozialistisches Ranggefüge im Vergleich zur Wehrmacht
Anmerkungen:
Die Tabelle ist nicht vollständig, d. h., sie erfasst nicht sämtliche NS-Dienstgrade und nicht sämtliche NS-Organisationen. Die Neugründung von vielen Organisationen oder ihre Einbindung in das nationalsozialistische System (neben den in der Liste genannten z. B. Deutsche Arbeitsfront, NSV, NS-Frauenschaft, NS-Studentenbund, NS-Dozentenbund, Reichsluftschutzbund) schuf viele organisatorische Strukturen, die nach dem Führerprinzip aufgebaut waren und zahlreiche entsprechend abgestufte Führungsaufgaben vorsahen.
Abgrenzung zur Dienststellung
Außer den Dienstgradbezeichnungen gab es die – in der Praxis viel wichtigere – Dienststellung, mit der die Funktion (das Amt) bezeichnet wurde. Auch beim Militär waren und sind Dienstgrad und Dienststellung getrennt (z. B. „Oberleutnant und Kompaniechef“: Oberleutnant ist der Dienstgrad, der auch die Besoldungsgruppe bestimmt, während Kompaniechef die aktuell ausgeübte Tätigkeit bezeichnet. So war dieser Oberleutnant z. B. der Vorgesetzte der Zugführer seiner Kompanie, auch wenn diese selbst ebenfalls Oberleutnant waren). Eine Besonderheit beim Militär war die Dienststellung Hauptfeldwebel (Spieß), wozu Portepee-Unteroffiziere ernannt werden konnten; es war jedoch die einzige Dienststellung, die an der Uniform kenntlich war: 2 silberne Ärmelstreifen (so genannte Kolbenringe) an jedem Unterarm.
Bei der NSDAP und ihren Organisationen bestand diese Trennung ebenfalls: So erscheint z. B. in der Liste der relativ bekannte NSDAP-Funktionsbegriff Ortsgruppenleiter nicht. Etwas verwirrend ist jedoch, dass bei den NSDAP-Gliederungen häufig gleich lautende Begriffe für Dienstgrade und Dienststellungen verwendet wurden. So konnte z. B. beim Reichsarbeitsdienst (RAD) ein Trupp von einem Truppführer oder einem Untertruppführer befehligt werden: „Untertruppführer Meier war Truppführer des II. Trupps“.
Ferner ist anzumerken, dass es in allen genannten Organisationen wesentlich mehr Dienstgrade als Dienststellungen („Befehlsebenen“) gab. Beim Heer waren es z. B. nur zehn: Gruppe (ca. 10 Soldaten), Zug (30), Kompanie (100), Bataillon (3–4 Kompanien), Regiment (3–4 Bataillone), Division (mehrere Regimenter), Armeekorps (mehrere Divisionen), Armee (mehrere Armeekorps), Heeresgruppe (mehrere Armeen), Oberkommando des Heeres.
In einem KZ gab es beispielsweise die Dienststellung Lagerkommandant. Je nach Größe des Lagers (Hauptlager, Nebenlager, Außenkommando) war sein Dienstgrad beispielsweise Obersturmbannführer, Hauptsturmführer oder etwa Scharführer.
Siehe auch
Literatur
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Überarbeitete Neuausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-13086-7 (Fischer 13086 Die Zeit des Nationalsozialismus).
- Wolfgang Benz (Hrsg.): Wie wurde man Parteigenosse? Die NSDAP und ihre Mitglieder. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-18068-4 (Fischer 18068 Die Zeit des Nationalsozialismus).
Fußnoten
- ↑ Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2002 (Anhang).
- ↑ Die Rangbezeichnungen der Heeresverwaltung (HV) sind z. T. auch zutreffend für die Marineverwaltung, aber auch für die Militärverwaltung in den vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Gebieten.
- ↑ 3.0 3.1 Die Dienstgrade der NSDAP und des RAD lassen sich nicht durchgehend jenen der Wehrmacht zuordnen.
- ↑ Einzig Hermann Göring, ab 1940
- ↑ Schlag nach!, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, 1938, S. 203.
- ↑ Verordnungsblatt der Waffen-SS, 3. Jahrgang – Berlin, den 15. Juni 1942 – Nummer 12 – S. 46:
„Der Reichsführer-SS hat angeordnet, daß der neue Dienstgrad des SS-Oberst-Gruppenführer – um Verwechslungen mit dem Dienstgrad des SS-Obergruppenführers zu vermeiden – wie folgt geschrieben wird: SS-Oberst-Gruppenführer.“ Zitiert nach Klietmann in Feldgrau. 13. Jahrgang Nr. 1, Berlin 1967. - ↑ vgl. Schautafel „Gliederung und Aufbau der Hitler-Jugend“. In: Jungvolk-Jahrbuch 1940. Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachf., München 1939
- ↑ 8.0 8.1 8.2 8.3 8.4 Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik (= Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 13). 2 Teile. K. G. Saur, München 2003, Teil 1, S. 14, ISBN 3-598-11615-2
- ↑ Dieser SS-Dienstgrad hatte kein Heeres-Äquivalent, vielmehr entsprach er dem eines dienstälteren Oberst, der berechtigt war, die silbergrauen Aufschläge und die Aluminium-Mützen-Paspelierung eines Generals zu tragen, indes er aber noch die Schulterstücke eines Obersts aufwies. (Quelle: Andrew Mollow: Uniformen der Waffen-SS, S. 154)
- ↑ 10.0 10.1 Museen Köln: Die Hitlerjugend (Abschnitt Geographische Gliederung). abgerufen 6. August 2020
- ↑ 11.0 11.1 Dieser Dienstgrad lautete bei der SS bis zur Entmachtung der SA im Sommer 1934 Sturmhauptführer und wurde dann in Hauptsturmführer umbenannt. Eine Umbenennung in der SA wurde mit der Aufstellung der SA-Wehrmannschaften 1939/40 vorgenommen, so dass dieser Dienstgrad in allen NS-Organisationen Hauptsturmführer lautete.
- ↑ 12.0 12.1 Der Hauptfeldwebel der Wehrmacht bzw. Stabsscharführer der SS wurde 1938 eingeführt und war kein Dienstgrad, sondern die Dienststellungsbezeichnung für den Kompaniefeldwebel, auch „Spieß“. Bei der SS erst nur für die Waffen-SS eingeführt, aber später auch in anderen Bereichen der Schutzstaffel verwendet.
- ↑ 13.0 13.1 13.2 Einsatz-Wehrmachtgebührnisgesetz in der Fassung von 1. November 1944. In: Reichsgesetzlatt I, 1944, S. 296.
- ↑ 14.0 14.1 14.2 Übersicht über die Dienstgrade der deutschen Wehrmacht. In: Zeitgeschichte Informationssystem. 2020-02-27.
- ↑ Organisationsbuch der NSDAP 1943 Parteigen. Polit. Leiter Uniformen Symbole, Seiten 27a.