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Horst Teltschik

From Wickepedia

Horst Teltschik (2014) Horst M. Teltschik (* 14. Juni 1940 in Klantendorf, Reichsgau Sudetenland) ist ein deutscher Politischer Beamter und Wirtschaftsmanager. Er war enger Vertrauter Helmut Kohls und im Bundeskanzleramt tätig. Von 1999 bis 2008 leitete er die Münchner Sicherheitskonferenz.

Leben und Wirken

Herkunft und Studium

Am Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete Teltschiks Familie nach Bayern. Sein Vater, der vorher selbständig war, fand in Tegernsee eine Stellung als Arbeiter. Teltschik, der sich aktiv in der katholischen Jugendbewegung beim Bund Neudeutschland betätigte, zuletzt als Dekanatsjugendführer, besuchte das Gymnasium Tegernsee und legte 1960 das Abitur ab.[1]

Nach dem Grundwehrdienst als Reserveoffizieranwärter u. a. beim Panzerbataillon 54 (1960–1962; letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve) studierte er von 1962 bis 1967 Politische Wissenschaften, Neuere Geschichte und Völkerrecht an der Freien Universität Berlin. Während seines Studiums war er RCDS-Vorsitzender an der FU Berlin, später Landesvorsitzender des RCDS in Berlin und stellvertretender Bundesvorsitzender (1965/66).[2] 1967 schrieb er seine Diplomarbeit über den chinesisch-sowjetischen Konflikt.[1]

Teltschik wandte sich nach einer kurzen akademischen Karriere (1968–1970) als Hochschulassistent am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen von Richard Löwenthal am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft hauptberuflich der Politik zu.

Mitarbeiter und Berater von Helmut Kohl

Bundeskanzler Helmut Kohl mit Horst Teltschik (rechts) auf dem 34. Bundesparteitag der CDU (1986)

Von 1970 bis 1972 war er Leiter der Gruppe „Außen- und Deutschlandpolitik“ in der CDU-Bundesgeschäftsstelle (Konrad-Adenauer-Haus) in Bonn. 1972 gewann ihn der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Helmut Kohl, als Referent (Leitender Ministerialrat) für die Staatskanzlei in Mainz. Seitdem gehörte Teltschik zu dessen engem Beraterkreis. 1977 wurde er Leiter des Büros des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag in Bonn. Kohl war 1976 bis 1982 Vorsitzender der Bundestagsfraktion und damit Oppositionsführer.[3]

Nach der Wahl von Kohl zum Bundeskanzler am 1. Oktober 1982 wurde Teltschik Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung „Auswärtige und innerdeutsche Beziehungen, Entwicklungspolitik, Äußere Sicherheit“ im Bundeskanzleramt in Bonn.[4] 1983 wurde er Stellvertretender Leiter des von Waldemar Schreckenberger (CDU) sowie später von Wolfgang Schäuble (CDU) und Rudolf Seiters (CDU) geleiteten Bundeskanzleramtes. 1989/90 war er Sonderbeauftragter für die Verhandlungen mit Polen; er war an den deutsch-deutschen Verhandlungen der Wendezeit und der Deutschen Wiedervereinigung beteiligt. Am 10. Februar 1990 besuchten Kohl und Teltschik den damaligen sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow in Moskau. An dem Gespräch nahmen außerdem Gorbatschows persönlicher Berater Anatolij Tschernajew und zwei Dolmetscher teil. Der Kreml erkannte erstmals seit 1945 das Recht der Deutschen auf Selbstbestimmung an und Gorbatschow machte den Weg zur Einheit frei.[5]

Tätigkeit in der Wirtschaft

Horst Teltschik bei der Verleihung des Carl Bertelsmann-Preises der Bertelsmann Stiftung (1992)

Von 1991 bis 1992 war Teltschik Geschäftsführer der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh und gehörte auch dem Beirat an.[6]

Von 1993 bis 2000 war er Vorstandsmitglied der BMW Group für das neu geschaffene Ressort „Wirtschaft und Politik“ und von 2000 bis 2003 Beauftragter des Vorstands für Zentral- und Osteuropa, Asien und den Mittleren Osten. Von 1993 bis Ende 2003 amtierte er als Vorsitzender der firmeneigenen BMW Stiftung Herbert Quandt in München.

Ab 2003 war er Präsident von Boeing Deutschland und Vizepräsident Boeing International. Nachdem der Streit um staatliche Subventionen zwischen Boeing und Airbus eskaliert war und im Oktober 2004 zu wechselseitigen Klagen vor der WTO geführt hatte,[7] bemühten sich die Konfliktparteien im Dezember 2004 um eine Entschärfung der Auseinandersetzung. Teltschik erklärte dabei für Boeing, dass das Unternehmen die WTO nicht als „geeignete Plattform“ für die Auseinandersetzung der Wettbewerber ansehe.[8] Teltschik beendete zum 30. Juni 2006 seine Tätigkeit bei Boeing.[9] Seitdem ist er freiberuflich als Berater tätig.

Münchner Sicherheitskonferenz

Horst Teltschik (zweiter von rechts) auf der 35. Münchner Sicherheitskonferenz (1999) Teltschik leitete von 1999 bis 2008 die Münchner Sicherheitskonferenz. Anfang März 2003 überlegte man im Verteidigungsministerium und im Bundespresseamt, Teltschik in dieser Funktion wegen seines Postens als Präsident von Boeing Deutschland abzulösen.[10] Teltschik sah sich jedoch in keinem Interessenkonflikt: „Wenn Boeing ein reiner Rüstungskonzern wäre, würde zwar auch er sein Engagement bei der Konferenz für ‚problematisch‘ halten. Der Militär-Anteil bei der US-Firma betrage aber nur etwa 20 Prozent.“[11] Er lehnte die Bezeichnung „Lobbyist“ ab, denn „wenn er nur den Türöffner für Boeing hätte spielen sollen, hätte er den Job nie angenommen“.[12]

Honorarprofessur

Mitte 2003 folgte er dem Ruf einer Honorarprofessor an der neuen Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität München.[13] Er hatte an der Technischen Universität bereits seit November 1996 als Lehrbeauftragter doziert.

2009 war er Gründungspräsident des Korean-German Institute of Technology (KGIT) in Seoul.

Familie

Teltschik ist seit 1967 verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt in Rottach-Egern am Tegernsee.[14]

Mitgliedschaften

Teltschik gehört dem Senat der Deutschen Nationalstiftung, dem Board des Indien-Instituts, dem Kuratorium der Eugen-Biser-Stiftung, dem Kuratorium der Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem in Deutschland, dem Kuratorium der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Kuratorium von CARE Deutschland, dem Kuratorium der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, dem Förderkreis der Stiftung Wirtschaft hilft Hungernden, dem Beirat der Atlantischen Initiative, dem Beirat der Deutschen Vermögensberatung und dem Beirat der Consileon Business Consultancy an.[15]

Er war von 2002 bis 2011 Präsident der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung (DIW), außerdem war er zuvor Mitglied des Deutsch-Japanischen Dialogforums (DJF) und der Deutsch-Indischen Beratungsgruppe (DIBG). Teltschik war Präsidiumsmitglied des Wirtschaftsrates der CDU und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) sowie Mitglied des International Advisory Board des Council on Foreign Relations (CFR). Von 1993 bis 2003 war er Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Münchner Philharmoniker und von 2000 bis 2007 war er Mitglied des Hochschulrats der Akademie der Bildenden Künste München. Von 2002 bis 2010 war er Verwaltungsratsmitglied des Pharmaunternehmens Roche.[16]

Teltschik engagiert sich im Beirat des Vereins Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern.[17] 2014 gehörte er zu den Initiatoren des Appells für eine andere Russlandpolitik.[18]

Auszeichnungen und Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • CDU Bundesgeschäftsstelle, Abt. Politik, Arbeitsgruppe Außen-Deutschlandpolitik (Hrsg.): Zum Vertrag vom 12. August 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Bonn 1970.
  • 329 Tage. Innenansichten der Einigung. 5. Auflage, Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-424-0.
  • Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Grenzen der Kunstfreiheit. Dokumentation der Bertelsmann Stiftung zum Symposium am 27. Oktober 1991 in Gütersloh. Gütersloh 1992.
  • Außenpolitischer Club der CSU (Hrsg.): Die deutsche Außenpolitik in den neunziger Jahren: München, 31. Oktober 1991. München 1992.
  • Russisches Roulette. Vom Kalten Krieg zum Kalten Frieden. Verlag C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73229-4.

Literatur

Weblinks

Commons: Horst Teltschik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1.0 1.1 Horst Teltschik deutscher Politologe und Wirtschaftsmanager. munzinger.de, 26. Mai 2015, abgerufen am 4. Februar 2022.
  2. Horst Teltschik. kas.de, abgerufen am 4. Februar 2022.
  3. Vom alten zum neuen Kalten Krieg. tagesspiegel.de, 30. Juli 2019, abgerufen am 5. Februar 2022.
  4. Außen- und wirtschaftspolitischer Experte Teltschik, Horst. br.de, 13. August 2015, abgerufen am 5. Februar 2022.
  5. Der Schlüssel zur Einheit. welt.de, 10. Februar 2010, abgerufen am 5. Februar 2022.
  6. Horst Teltschik wird Geschäftsführer. bertelsmann-stiftung.de, abgerufen am 7. Februar 2022.
  7. EU vs. USA. stern.de, 6. Oktober 2004, abgerufen am 13. März 2014.
  8. Boeing und Airbus stoppen Kollisionskurs im Beihilfestreit. Handelsblatt, 3. Dezember 2004, abgerufen am 13. März 2014.
  9. Teltschik hört bei Boeing auf. Handelsblatt, 1. Juni 2006, abgerufen am 13. März 2014.
  10. Boeing ernennt Dr. Horst Teltschik zum President Boeing Deutschland. Boeing, 4. März 2003, archiviert vom Original am 8. Juli 2007; abgerufen am 13. März 2014.
  11. "Kein Interessenkonflikt". manager magazin online, 9. März 2003, abgerufen am 13. März 2014.
  12. Horst Teltschik: Der Grenzgänger. Handelsblatt, 5. März 2003, abgerufen am 13. März 2014.
  13. Dr. Horst Teltschik Honorarprofessor der TU München. Technische Universität München, 2. Juni 2003, abgerufen am 13. März 2014.
  14. Zu Gast: Horst Teltschik. Adalbert Stifter Verein, 22. November 2011, abgerufen am 13. März 2014.
  15. Unsere Struktur. CARE Deutschland e.V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. März 2019; abgerufen am 12. März 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.care.de
  16. Prof. Dr. Horst Teltschik. roche.com, abgerufen am 8. Februar 2022.
  17. BIP Beirat. Webseite, abgerufen am 14. September 2019
  18. "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!" Die Zeit, 5. Dezember 2014, abgerufen am 15. Februar 2022.
  19. Bundesminister der Verteidigung Karl-Theodor zu Guttenberg verleiht die Manfred-Wörner-Medaille an Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik. (PDF; 44 kB) Bundesministerium der Verteidigung, 12. November 2010, archiviert vom Original am 23. September 2015; abgerufen am 19. März 2014.