Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen | |
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Staatliche Ebene | Land |
Stellung | Landesoberbehörde |
Aufsichtsbehörde | Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen |
Gründung | 1. Oktober 1946 als „Landeskriminalpolizeiamt Nordrhein-Westfalen“ |
Hauptsitz | Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen |
Direktor des Landeskriminalamtes | Ingo Wünsch |
Bedienstete | rund 1700 (Stand: 2021) |
Netzauftritt | lka.polizei.nrw/ |
Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) ist eine Landesoberbehörde der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen. Es dient, wie andere Landeskriminalämter auch, der Landespolizei als Servicestelle für kriminaltechnische und erkennungsdienstliche Angelegenheiten und führt selbst Ermittlungen, insbesondere in umfangreichen Fällen oder bei überregionalen Relevanz.[1]
Geschichte
Am 1. Oktober 1946 wurde auf Weisung der britischen Militärregierung das „Landeskriminalpolizei-Amt Nordrhein-Westfalen“ eingerichtet. Es handelte sich um die Zusammenlegung zweier regionaler Kriminalpolizeiämter (Nordrheinprovinz mit Sitz in Düsseldorf und Westfalen mit Sitz in Münster), die beiden schon im April 1946 entstanden waren. Die Aufgaben dieser neuen Behörde schrieb man in den „Richtlinien zur Reorganisation der deutschen Kriminalpolizei in der Britischen Zone“ fest. Die darin verfügte Dezentralisierung der polizeilichen Exekutivgewalt sollte für die Zukunft einen Missbrauch der Polizei durch die Politik verhindern. Allerdings hatten die militärischen Befehlshaber erkannt, dass es zur Wahrnehmung bestimmter kriminalpolizeilicher Aufgaben einer Zentralstelle bedurfte. 1949 erhielt das Landeskriminalamt seine erste gesetzliche Grundlage (Gesetz über den vorläufigen Aufbau der Polizei vom 9. Mai 1949, Paragraph 10, Abs. 4). Der Aufbau der Dienststelle war bis 1952 im Wesentlichen beendet, ab 1953 setzte sich die neue Bezeichnung „Landeskriminalamt“ durch.[2] Das Landeskriminalamt NRW hat sich zu einer modernen und leistungsfähigen Zentralstelle des Landes in der Kriminalitätsbekämpfung entwickelt. Nach anfangs fünf Kommissariaten und einer Wirtschaftsabteilung mit 34 Beschäftigten gliedert sich das Landeskriminalamt heute in sechs Abteilungen mit zurzeit 30 Dezernaten und mehr als 1.500 Beschäftigten (Stand: 2016).[3]
Eine im Dezember 2019 vorgestellte Studie des Historikers Martin Hölzl, welche er im Auftrag des LKA durchführte, kam zu dem Ergebnis, dass die ersten vier Direktoren des Landeskriminalamts an NS-Verbrechen beteiligt waren. Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) bewertete das Ergebnis folgendermaßen: „Aus heutiger Sicht hätten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen.“.[4][5]
Behördenleiter
- 1946–1948: Friedrich Karst
- 1948–1958: Friederich D’heil[6]
- 1959–1964: Oskar Wenzky
- 1964–1969: Günter Grasner
- 1969–1974: Mathias Eynck
- 1974–1984: Hans Werner Hamacher
- 1984–1995: Helmut Brandt
- 1995–2004: Hartmut Rohmer
- 2004–2013: Wolfgang Gatzke
- 2013–2017: Uwe Jacob
- 2017–2020: Frank Hoever
- seit 2020: Ingo Wünsch[7]
Aufgaben
Das Landeskriminalamt NRW versteht sich als Dienstleister für Polizei- und Justizbehörden, aber auch für die Bürger des Landes. Es ist eine dem Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen nachgeordnete Landesoberbehörde und Zentralstelle für kriminalpolizeiliche Zusammenarbeit von Bund und Ländern in der Verbrechensbekämpfung. Seine sachliche Zuständigkeit ergibt sich aus § 13 Polizeiorganisationsgesetz NRW, ergänzenden Verordnungen und Erlassen.
Zu den Aufgaben gehören insbesondere kriminaltechnische und erkennungsdienstliche Untersuchungen, die Erstellung von Gutachten in Strafverfahren sowie die Sammlung und Auswertung der für die Verhütung und Verfolgung von Straftaten bedeutsamen Nachrichten und Unterlagen, konzeptionelle Grundlagenarbeit und Unterrichtung der Kreispolizeibehörden. Darüber hinaus unterstützt das LKA NRW die Polizeibehörden bei der Kriminalitätsbekämpfung und Prävention durch ein spezialisiertes Serviceangebot.
In Deliktsfeldern der Organisierten Kriminalität, der Wirtschafts- und Computerkriminalität (hier arbeitet das LKA mit dem Digitalverband Bitkom und den LKÄ Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Niedersachsen und Baden-Württemberg in der Sicherheitskooperation Cybercrime.[8][9]), bei Umwelt- und Korruptionsdelikten sowie Politisch motivierter Kriminalität werden, auf Anordnung des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen oder auf Ersuchen einer Justizbehörde, Straftaten durch Ermittlungskommissionen des LKA NRW bearbeitet.
Organisation
Zentralabteilung
- Haushalts-, Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten
- Personalangelegenheiten, Gleichstellungsbeauftragte, Fortbildung
- IuK-Technik, Kfz-, Waffen- und Geräteangelegenheiten, IT-Sicherheitsbeauftragter,
- Rechtsangelegenheiten, Vereins- und Waffenrecht, Datenschutz, Organisation, Interne Revision, Sponsoring, Geheimschutz
- Polizeiärztlicher Dienst, Polizeiärztin
Abteilung 1 – Organisierte Kriminalität
- Ermittlungen OK, OK Rauschgift
- Wirtschaftskriminalität
- Finanzermittlungen
- Auswerte- und Analysestelle OK
- Korruption, Umweltkriminalität
- Finanzierung Organisierter Kriminalität und Terrorismus
Abteilung 2 – Terrorismusbekämpfung
- Ermittlungen Völkerstrafrecht, Islamismus
- Fahndungsgruppe Staatsschutz
- Prüffallbearbeitung, Bearbeitung von Gefahrensachverhalten, strategische und operative Analyse/Auswertung, itPP, Islamwissenschaften
- KoSt Gefährder, SiKo, GTAZ NRWSG
Abteilung 3 – Strategische Kriminalitätsbekämpfung
- Kriminalitätsauswertung, KURS NRW, Operative Fallanalyse
- Kriminalprävention, Polizeiliche Kriminalstatistik, Evaluation, Kriminalistisch-Kriminologische Forschungsstelle
- Fahndung, Datenaustausch Polizei/Justiz, Kriminalaktenhaltung, Internationale Rechtshilfe
- Digitalstrategie, Polizeifachliche IT, Landeszentrale Qualitätssicherung
Abteilung 4 – Cybercrime (CCCC)
- Zentrale Ansprechstelle Cybercrime, IuK-Lageunterstützung, Grundsatz, IT-Entwicklung
- Cyber-Recherche- und Fahndungszentrum, Ermittlungen Cybercrime
- Zentrale Auswertungs- und Sammelstelle Kinderpornografie
- Telekommunikationsüberwachung (TKÜ)
Abteilung 5 – Kriminalwissenschaftliches und -technisches Institut
- Chemie, Physik
- Serologie, DNA-Analyse
- Biologie, Materialspuren, Urkunden
- Zentrale Kriminaltechnik, Tatortgruppen
- Waffen- und Werkzeug, DNA-Analyse-Datei
- Daktyloskopie, Gesichts- und Sprecherkennung, Tonträgerauswertung, Handschriften
Abteilung 6 - Staatsschutz und Ermittlungsunterstützung
- Politisch motivierte Kriminalität - Rechts
- Politisch motivierte Kriminalität-Links, ausländische Ideologien, sonstige nicht zuzuordnende politisch motivierte Kriminalität, Spionage, Proliferation, ZSÜ
- Verdeckte Ermittlungen, Zeugenschutzprogramm
- Mobiles Einsatzkommando, Technische Einsatzgruppe, Zielfahndung
- Grundsatz, Internationale Zusammenarbeit, Gremien, Strategie, Fachportal, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Kriminalitätsangelegenheiten der KPB, Fachcontrolling, Koordination PUA, Lagedienst
Amtssitz
- 1946–1970: Polizeipräsidium Düsseldorf, Jürgensplatz 5–7
- seit 1970: Völklinger Str. 49
Literatur
- Maria Wego: Die Geschichte des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen. Hrsg.: Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (= Deutsche Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V. [Hrsg.]: Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V. Nr. 1). Verl. Dt. Polizeiliteratur, Hilden 1994, ISBN 978-3-8011-0305-7.
- Martin Hölzl: Gutachten über die NS-Vergangenheit der ersten sechs Behördenleiter des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen. Münster 16. Dezember 2019 (polizei.nrw [PDF; 822 kB; abgerufen am 29. Dezember 2019]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ermittlungen und Ermittlungsunterstützung. Abgerufen am 5. Mai 2022.
- ↑ Wego, Maria, Die Geschichte des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, Hilden 1994
- ↑ LKA NRW - gestern und heute. Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, 29. Dezember 2016, abgerufen am 15. Juli 2020.
- ↑ Mehrere frühere LKA-Chefs waren NS-Verbrecher. In: Spiegel Online. 16. Dezember 2019 (spiegel.de [abgerufen am 16. Dezember 2019]).
- ↑ Thomas Grimm: Pressekonferenz zur nationalsozialistischen Vergangenheit ehemaliger LKA-Direktoren. LKA NRW, 16. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2019.
- ↑ Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Kurzfassung des Gutachtens über die NS-Vergangenheit der ersten sechs Behördenleiter des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, Präsentation im Rahmen der Pressekonferenz am 16. Dezember 2019, Düsseldorf 2019, S. 6ff.
- ↑ Ingo Wünsch wird neuer Direktor des Landeskriminalamtes. In: polizei.nrw.de. 21. August 2020, abgerufen am 29. März 2021.
- ↑ Kooperationen des LKA. Abgerufen am 21. November 2022.
- ↑ Über die Sicherheitskooperation Cybercrime | Bitkom e.V. Abgerufen am 21. November 2022.