Landgericht Verden. Das Landgericht Verden ist neben den Landgerichten in Bückeburg, Hannover, Hildesheim, Lüneburg und Stade eines von sechs Landgerichten im Bezirk des Oberlandesgerichts Celle. Es hat seinen Sitz in Verden.
Geschichte
Im Rahmen der Justizreform im Königreich Hannover wurde 1852 in Verden ein Obergericht, das Obergericht Verden errichtet. Nachdem 1877 im Deutschen Reich das Gerichtsverfassungsgesetz verabschiedet worden war, wurden die Sitze der neuen Landgerichte verteilt. Ein erster Entwurf sah Stade zuungunsten Verdens vor. Nach gelungenem Lobbyismus einiger Verdener Bürger sollte schließlich sowohl in Stade als auch in Verden ein Landgericht errichtet werden. Dagegen verlor Nienburg als ein weiterer Mitkonkurrent um den Sitz des Gerichts sein damaliges Obergericht und wurde dem Landgerichtsbezirk Verden zugeschlagen.
Der Bezirk des Landgerichts bestand aus den Kreisen Hoya, Lehe, Nienburg, Osterholz und Verden sowie großer Teile der Kreise Diepholz, Fallingbostel und Rotenburg a. d. Wümme. Im Landgerichtsbezirk wohnten 1888 zusammen 308.548 Personen. Am Gericht waren ein Präsident, zwei Direktoren und 9 Richter beschäftigt. Dem Landgericht waren 21 Amtsgerichte zugeordnet. Dies waren die Amtsgerichte Achim, Ahlden, Bassum, Blumenthal, Bruchhausen, Dorum, Geestemünde, Hagen, Hoya, Lehe, Lesum, Lilienthal, Nienburg, Osterholz, Rotenburg a. d. W., Stolzenau, Sulingen, Syke, Uchte, Verden und Walsrode.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Landgericht am 3. Juli 1945 mit nur einer Strafkammer wiedereröffnet. In der jüngeren Geschichte schrieb das Landgericht Verden Justizgeschichte, als es 1976 mit einem Vorlagebeschluss zur Frage der Vereinbarkeit der lebenslangen Freiheitsstrafe mit dem Grundgesetz an das Bundesverfassungsgericht herantrat.
Gerichtsgebäude
In den ersten Jahren des Gerichts dienten Teile des Rathauses als Unterkunft. Als das neue Landgerichtsgebäude nach zweijähriger Bauzeit dann im Jahr 1884 bezogen werden konnte, erhielt auch die Stadt Verden die Räume des Rathauses zurück. Der Neubau war als roter Backsteinbau im Stil der späten Gründerzeit errichtet worden. Auf Höhe der ersten Etage war die Überschrift „Koenigliches Landgericht“ angebracht, die rechts und links von zwei preußischen Adlern „bewacht“ wurden.
Gerichtsbezirk
Zum Bezirk des Landgerichts Verden gehören die folgenden Amtsgerichte:
- Achim
- Diepholz
- Nienburg
- Osterholz-Scharmbeck
- Rotenburg (Wümme)
- Stolzenau
- Sulingen
- Syke
- Verden
- Walsrode.
Übergeordnetes Gericht ist das Oberlandesgericht Celle.
Organisation
Seit dem 24. Oktober 2017 ist Gerhard Otto Präsident des Landgerichts. Es wurden elf Zivilkammern, davon zwei Kammern für Handelssachen, 14 Strafkammern, davon drei Jugendkammern sowie zwei Wirtschaftsstrafkammern gebildet. Zurzeit sind 34 Richter am Landgericht Verden tätig.
Präsidenten des Gerichts seit 1879
Die Liste zeigt die Präsidenten des Landgerichts Verden von 1879 bis zur Gegenwart:
- Hieronymus v. der Decken (1879–1892)
- Carl Schrader (1892–1911)
- Arthur Westrum (1911–1923)
- August Canenbley (1923–1933)
- Gentzen (1933–1937)
- Hermann Lindemann (1938–1945)
- Eberhard Hagemann (1945–1948)
- von Nordheim (1949–1956)
- Wilhelm Kregel (1956–1966)
- Jan Kramer (1966–1972)
- Eberhard Stalljohann (1972–1974)
- Heinrich Beckmann (1974–1997)
- Wolfgang Arenhövel (1997–1999)
- Rüdiger Lengtat (1999–2017)
- Gerhard Otto (seit 2017)
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 55′ 21,7″ N, 9° 13′ 53″ O
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