Toggle menu
Toggle personal menu
Not logged in
Your IP address will be publicly visible if you make any edits.

Otto Bütschli

From Wickepedia
File:Otto Bütschli (HeidICON 116096) (cropped).jpg
Otto Bütschli am Mikroskopiertisch in Heidelberg (1916)

Johann Adam Otto Bütschli (* 3. Mai 1848 in Frankfurt am Main; † 3. Februar 1920 in Heidelberg) war ein deutscher Zoologe. Aufgrund seiner bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen erlangte er 1896/97 die Präsidentschaft der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Mit Bütschli erhielt das Zoologische Institut 1893/94 in der Sofienstraße 10 in Heidelberg ein eigenes Institutsgebäude, nachdem es bislang nur über einige Räume innerhalb anderer Universitätseinrichtungen verfügen konnte. Neben den Unterrichtsräumen und Laboratorien nahm besonders die umfangreiche Zoologische Sammlung einen großen Anteil der neuen Räumlichkeiten ein.

Leben

Otto Bütschli wurde als Sohn eines Konditors, der ursprünglich aus der Schweiz stammte, am 3. Mai 1848 in Frankfurt/M. geboren. Sein Vater war bereits 1830 nach Deutschland eingewandert und ließ sich in Frankfurt nieder. Dort vermählte er sich 1843 mit Emilie Kullmann, einer gebürtigen Frankfurterin. In seiner Heimatstadt besuchte O. Bütschli vom sechsten bis zum sechzehnten Lebensjahr die neubegründete Musterschule, in der besonders eine naturwissenschaftliche und neusprachliche Ausbildung betont wurde. Nach der Schulausbildung studierte Otto Bütschli ab 1864 Mineralogie, Chemie und Paläontologie am Polytechnikum Karlsruhe. 1865/1866 wurde er Assistent des Paläontologen Karl Alfred von Zittel. Im Jahr 1866 wechselte Bütschli an die Universität Heidelberg, wo er 1868 in Mineralogie, Chemie und Zoologie zum Dr. phil. promoviert wurde und danach Assistent bei Robert Wilhelm Bunsen war.

Ab 1869 war Bütschli Assistent an der Universität Leipzig bei Rudolf Leuckart, da er sich entschlossen hatte, auf Zoologie umzusteigen. Dort beschäftigte er sich mit ontogenetischen Untersuchungen an Nematoden. 1873–1874 war er Assistent des Zoologen Karl August Möbius an der Universität Kiel, wo er seine Studien an marinen Nematoden fortsetzte. 1876 habilitierte er sich am Polytechnikum in Karlsruhe, wo er weiter als Privatdozent wirkte.

1878 wurde Bütschli, noch nicht 30-jährig, zum ordentlichen Professor der Zoologie und Paläontologie an der Universität Heidelberg ernannt. Trotz zahlreicher Berufungen an andere Universitäten verblieb der Wissenschaftler bis zu seinem Lebensende in Heidelberg. Seine hervorragenden Fähigkeiten als Hochschullehrer und seine bedeutenden Arbeiten zogen eine große Anzahl von Studenten aus dem In- und Ausland herbei. Weiterführende Studien über die Entwicklungsvorgänge der Eizelle sowie intensive Studien an Protozoen erschienen 1876 in seinem ersten Hauptwerk, das in den Abhandlungen der Senckenbergischen Gesellschaft publiziert wurde. Diese Untersuchungen und eine gleichzeitig auf botanischem Gebiet veröffentlichte Arbeit des bekannten Botanikers Eduard Strasburger haben die Zellenlehre auf eine neue wissenschaftliche Grundlage gestellt. Im Jahr 1888 wurde Bütschli in die Leopoldina aufgenommen.[1]

1893/94 erhielt die Zoologie Heidelberg ein eigenes Gebäude in der Sophienstraße 10, unmittelbar hinter dem Botanischen Institut am Bismarckplatz. Unter der damaligen Bevölkerung war O. Bütschli gut bekannt und auch beliebt. So sprach man in Heidelberg nicht vom Zoologischen Institut, sondern anerkennend vom „Bütschli-Institut“.

Im Jahr 1900 wurde der Zoologe zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] Gemeinsam mit Otto Schoetensack untersuchte Bütschli den 1907 entdeckten Unterkiefer von Mauer. 1909 wurde er als ordentliches Mitglied in die Heidelberger Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Von 1915 bis 1920 war er deren Sekretär.[3] Eine besondere Freude bereitete ihm die Ernennung zum Geheimen Rat, die am 1. Februar 1919 erfolgte. Lange war ihm der Erfolg nicht gegönnt. Bereits ein Jahr später, im Februar 1920, verstarb der Naturwissenschaftler nach kurzer schwerer Krankheit. Die Drucklegung zahlreicher Publikationen erfolgte erst nach seinem Tod. 1964 zog das Zoologische Institut in einen Neubau in das Neuenheimer Feld um. Das Bütschli-Institut in der angrenzenden Sophienstraße wurde 1965 trotz gutem baulichen Zustand im Rahmen der Umgestaltung des Bismarckplatzes (u. a. Neubau des Kaufhaus-Horten-Komplex) komplett abgerissen.[4] Verantwortlich für die umstrittenen Baumaßnahmen zeichnete der damalige Oberbürgermeister Robert Weber (1906–1987), der mit dem Unternehmer Peter Horten gut bekannt war. Die Bütschli-Bibliothek landete mit dem Umzug größtenteils im Reißwolf, nur wenige Bücher überlebten im Antiquariat. An den herausragenden Wissenschaftler erinnert in Heidelberg heute nichts mehr.

Forschung

Bütschli arbeitete über Entwicklungsgeschichte und vergleichende Anatomie von Insekten, Gastropoden und besonderen von Nematoden. Er entdeckte die mitotische Zellteilung bei Tieren und verfasste wichtige Arbeiten über Vermehrungszyklen, über den Feinbau des Protoplasmas, die Systematik der Protozoen, die auf Anregungen seines Lehrers Rudolf Leuckart zurückgingen.

Ehrungen

Träger der Linné-Medaille (1914)

Ein von Charles Milton und Joseph M. Axelrod 1947 neu entdecktes und beschriebenes Mineral K2 Ca (CO3 )2 erhielt ihm zu Ehren den Namen Bütschliit.[5]

Schriften (Auswahl)

File:Otto Bütschli, Signatur.jpg
Signaturstempel, Privatbibliothek Otto Bütschli
  • Bütschli, O. (1870): Zur Entwicklungsgeschichte der Biene. In: Zeitschr. für wiss. Zool. 20, S. 519–564.
  • - dto. (1873): Vorläufige Mittheilung über Bau und Entwicklung der Samenfäden bei Insecten und Crustaceen. In: Zeitsdir. für wiss. Zool. 21, S. 402–415.
  • - dto. (1873): Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Nematoden. In: Verh. der Kaiserl. Leopoldinisch-Carolinisch. Akad.der Naturforscher 36, Bd. 5, S. 1–124.
  • - dto. (1874): Zur Kenntnis der Fortpflanzung der Arcella vulgaris. Archiv f. mikroskopische Anat. Bd. XI, S. 459–467.
  • - dto. (1876): Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Eizelle, die Zelltheilung und die Conjugation der Infusorien. Abhandlungen der Senckenberg. Naturforsch. Ges., Bd. 10, Frankfurt a. M., 250 S.
  • - dto. (1898): Untersuchungen über Strukturen insbesondere über Strukturen nicht zelliger Erzeugnisse des Organismus und über ihre Beziehungen zu Strukturen, welche ausserhalb des Organismus entstehen. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig, 411 S.
  • - dto. (1902): Mechanismus und Vitalismus. In: Verh. des Internat. Zoologie-Kongr. zu Berlin, S. 212–235, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig (Digitalisat).

Literatur

Weblinks

Commons: Otto Bütschli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitgliedseintrag von Otto Bütschli bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 20. Juni 2022.
  2. Mitgliedseintrag von Otto Bütschli (mit Bild) bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 7. Februar 2016.
  3. Mitglieder der HAdW seit ihrer Gründung 1909. Otto Bütschli. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 19. Juli 2016.
  4. M. Lüdicke (1965): Das Zoologische Museum in Heidelberg. In: Ruperto-Carola Jg. 17, Bd. 37, 175–184.
  5. Mindat - Bütschliite