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Rezzo Schlauch

From Wickepedia

Rezzo Schlauch (* 4. Oktober 1947 in Gerabronn) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und Lobbyist[1]. Er war von 1984 bis 1994 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg und anschließend von 1994 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1998 bis 2002 war er Co-Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und von 2002 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit.

Jugend, Ausbildung und Beruf

Schlauch wuchs im hohenlohischen Bächlingen auf. Sein Vater Rudolf Schlauch (1909–1971) war dort Pfarrer und wurde als Historiker, Volkskundler und Autor heimatkundlicher Schriften bekannt. Seine Mutter war Ingaruth Schlauch. Rezzo Schlauch wurde nach dem Ritter Rezzo von Bächlingen aus dem 13. Jahrhundert benannt, der in der Bächlinger Kirche begraben ist.[2][3] Schlauch besuchte von 1954 bis 1958 die Grundschule in Bächlingen und anschließend bis zum Abitur das Gymnasium in Künzelsau.

Nach dem Abitur 1966 begann Schlauch ein Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau und Heidelberg, welches er 1972 mit dem ersten und 1975 in Berlin mit dem zweiten juristischen Staatsexamen abschloss. Er ist seitdem selbständiger Rechtsanwalt. Während seiner Studienzeit war er Mitglied der Burschenschaft Saxo-Silesia Freiburg.[4]

Politische Tätigkeit

Schlauch ist seit 1980 Mitglied in der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Von 1982 bis 1984 war er Beisitzer im Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg. Von 1984 bis zu seiner Wahl in den Deutschen Bundestag 1994 war er Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. Hier war er von 1990 bis 1992 Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen. Für ihn rückte Ivo Krieg in den Landtag nach. 1994 wurde Schlauch Mitglied des Bundestages. Von 1998 bis 2002 war er gemeinsam mit Kerstin Müller Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Bei den Wahlen zum Amt des Oberbürgermeisters von Stuttgart 1996 unterlag Schlauch nur knapp gegen Wolfgang Schuster (CDU). Im zweiten Wahlgang bekam Schuster 43,1 % der Stimmen, Schlauch erreichte 39,3 %.[5]

Bereits sechs Jahre zuvor hatte Schlauch gegen Manfred Rommel in Stuttgart 20,7 % und 1982 bei der Oberbürgermeisterwahl in Crailsheim 12 % der Stimmen erzielt.

Im August 2002 kam Schlauch negativ in die Presse, als bekannt wurde, dass er dienstlich erworbene Flugmeilen für einen Urlaub genutzt hatte. Für das gleiche Vergehen hatte er davor Cem Özdemir gescholten. Er versuchte vergeblich, die Affäre zu vertuschen, und musste von der Parteiführung und den Medien Kritik einstecken.[6]

Im Oktober 2002 wurde Schlauch zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement ernannt. Er war außerdem Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung.

Rückzug aus der Politik und Wechsel in die Wirtschaft

Bei der Bundestagswahl 2005 trat Schlauch nicht wieder an, sondern nahm seine Tätigkeit als Anwalt wieder auf. Seit Dezember 2005 kooperiert Schlauch mit der Münchener Kanzlei Mayer & Kambli.[7] Zudem wurde er Mitglied im Beirat der Energie Baden-Württemberg (EnBW),[8] einem der größten Energieversorgungsunternehmen und Kernkraftwerksbetreiber Deutschlands. Weiterhin war Schlauch von 2006 bis 2008 Aufsichtsratsvorsitzender bei der Leipziger sprd.net AG, der Betreiberin von Spreadshirt. Seit Januar 2008 ist er nur noch einfaches Aufsichtsratsmitglied.[9] Im September 2011 berichtete das Handelsblatt, dass Schlauch zwischen 2008 und 2009 vergeblich versucht habe, Milliardengeschäfte mit dem Stromanbieter Teldafax zu tätigen. Dabei ging es um den Handel mit Schweröl, Flüssiggas und südafrikanischem Zement.[10] Zudem sitzt Schlauch im Aufsichtsrat der MDH AG, einem Anbieter von chinesischen Zahnersatzprodukten.[11]

Seit März 2012 ist Schlauch Senior Adviser der Investment Support and Promotion Agency of Turkey (ISPAT).[12][13] Ein für Ende 2016 von ihm angekündigtes Ende seiner Tätigkeit für die Behörde wurde im Mai 2017 von der ISPAT dementiert.[14]

Von Herbst 2014 bis Herbst 2018 war Schlauch Rektor der media Akademie – Hochschule Stuttgart, einer neuen Hochschule für Animation-, Game- und Industrial-Design in Stuttgart.[15]

Seit Sommer 2015 ist Schlauch Konsul von Albanien.[16]

Privates

Schlauch lebt seit 1999 mit der albanischen Schauspielerin Ema Ndoja zusammen. Das Paar heiratete am 23. Dezember 2003 in Las Vegas.[17] Er lebt im Stuttgarter Stadtteil Rohr.[18]

Ehrungen und Auszeichnungen

2006 erhielt Schlauch die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Weblinks

 Wikinews: Rezzo Schlauch – in den Nachrichten

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Claus Christian Malzahn: Wirtschaftsförderung: Erdogans ganz besondere Freunde aus Deutschland. In: DIE WELT. 7. April 2014 (welt.de [abgerufen am 9. November 2021]).
  2. Pascal Beucker: Der Seelenfänger. Ein Porträt des Grünen Rezzo Schlauch. In: konkret Heft 9/1999.
  3. Evangelische Kirche in Hohenlohe: Bächlingen - ein Pfarrdorf an der Jagst (Memento vom 26. Februar 2009 im Internet Archive)
  4. Interview mit Rezzo Schlauch aus dem Freiburger Uni-Magazin (Memento vom 23. Juni 2007 im Internet Archive) Uni Freiburg, April 1998.
  5. Markus Hoecker: Die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart 1996. Parteipolitik und Wahlkampfstrategie: die kommunale Persönlichkeitswahl im Spannungsfeld der modernen Parteiendemokratie. Eine Einzelfallstudie. Dissertation. Stuttgart 2005. Digitalisat - abgerufen am 25. Oktober 2009 (PDF; 662 kB)
  6. Christoph B. Schiltz: Joschka Fischer ist bitter enttäuscht von Rezzo Schlauch. In: morgenpost.de. 4. August 2002, abgerufen am 14. Februar 2015.
  7. Björn Hengst: Neuer Job: Rezzos schwarz-grüne Kanzleikarriere. In: Der Spiegel (online). 16. Dezember 2005, abgerufen am 14. Februar 2015.
  8. Grüne Konsequenz: AKW-Gegner Schlauch berät Energiekonzern. In: Der Spiegel (online). 14. März 2006, abgerufen am 14. Februar 2015.
  9. Spreadshirt mit neuem Aufsichtsrat - Gründer Gadowski übernimmt Vorsitz (Memento vom 2. Mai 2008 im Internet Archive) Pressemitteilung der sprd.net AG, 19. Februar 2008.
  10. Sönke Iwersen, Jürgen Flauger: Rezzo Schlauch plante Milliardendeals mit Teldafax. In: handelsblatt.com. 23. September 2011, abgerufen am 14. Februar 2015.
  11. Rezzo Schlauch ist neues Aufsichtsratsmitglied der MDH AG. In: mdh-ag.de. 1. Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2015; abgerufen am 14. Februar 2015.
  12. Türkei wirbt um Mittelständler wirtschaft-regional.de, 13. März 2012
  13. Erdogans ganz besondere Freunde aus Deutschland welt.de, 7. April 2014
  14. Ole von Beust wirbt weiter für Erdoğan wiwo.de, 4. Mai 2017
  15. Ingmar Volkmann: Neue Hochschule in Stuttgart: Rezzo Schlauch wird Rektor. In: stuttgarter-zeitung.de. 5. April 2014, abgerufen am 14. Februar 2015.
  16. „Albanien ist ein sicheres Herkunftsland“ stuttgarter-zeitung.de, 14. August 2015
  17. https://rp-online.de/panorama/deutschland/bild-heimliche-doppel-hochzeit-bei-den-gruenen_aid-8665735
  18. Zum Geburtstag von Rezzo Schlauch: Mein Rohr. In: Stuttgarter Zeitung. 17. Oktober 2017, abgerufen am 10. September 2018.