Ein Wahlspruch (auch Devise) ist eine Maxime oder Motto, das sich eine Gruppe Gleichgesinnter, eine Person, eine Familie oder Organisation gibt, das deren Ziel und den Anspruch deutlich machen soll. Solche werden meist nicht, wie Parolen, mündlich geäußert, sondern schriftlich und stammen entweder aus langen Traditionen, gemeinschaftlichen Festlegungen oder entscheidenden Ereignissen, wie aus einem Bürgerkrieg oder einer Revolution. Der Begriff Devise wurde von Philipp von Zesen durch den Ausdruck Wahlspruch eingedeutscht. In der Werbung oder der Politik wird oft ein einprägsamer Wahlspruch, ein sogenannter Slogan, verwendet.
Wahlsprüche sind oft Bestandteil von Wappen. Sie stehen im Wappen in der Regel in einem Spruchband unter dem Wappenschild. Diese Platzierung stammt aus dem Mittelalter, in dem die große Mehrheit aller Adligen über ein Wappen und einen Wahlspruch verfügte. In der heraldischen Literatur sind auch die Begriffe Feldgeschrei bzw. Panier verbreitet, die auf einen Schlachtruf zurückgehen, und sich meist oberhalb des Wappens befinden.
In der heutigen Zeit haben viele Staaten einen Wahlspruch, und auch andere Institutionen führen Devisen.
Wahlsprüche von Personen
- A.E.I.O.U.: Wahlspruch von Kaiser Friedrich III. (1415–1493). Verschiedene Interpretationen, am geläufigsten ist Austria erit in orbe ultima (lateinisch): „Österreich wird bestehen bis ans Ende der Welt“
- Aliis inserviendo consumor (lateinisch): „Im Dienste für Andere verzehre ich mich“ – Wahlspruch des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel auf seinen Lichttalern
- Alt for Norge (Alles für Norwegen) – Wahlspruch der norwegischen Könige Haakon VII., Olav V. und Harald V.
- Attempto! (lateinisch): „Ich versuche es“, „Ich wage es“ – Wahlspruch von Eberhard I. Herzog von Württemberg. Der Wahlspruch wurde später von der von ihm gegründeten Eberhard Karls Universität Tübingen übernommen.
- Aut Caesar aut nihil (Entweder Caesar oder gar nichts), Wahlspruch Cesare Borgias
- Crux Christi nostra salus (lateinisch): Christi Kreuz unser Heil, – Wahlspruch des Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen auf dem Schautaler Friedrichs des Weisen (1522)
- Deo Volente Humilis Levabor (lateinisch): „So Gott will, werde ich (aus meiner Niedrigkeit) erhöht werden“ – Wahlspruch von Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel auf dem Weidenbaumtaler
- Dieu et mon droit – Wahlspruch der britischen Monarchen in England, Wales und Nordirland
- Dorch God hebbe ick idt erholden (Durch Gott habe ich es erhalten), Wahlspruch der Maria von Jever auf dem Danielstaler
- Gott mit uns – Wahlspruch der Könige von Preußen (seit 1701) und Deutschen Kaiser (seit 1871)
- Ich dien – Wahlspruch in Badge und Wappen des Prince of Wales seit Edward of Woodstock in Übernahme des Wahlspruchs von Johann von Böhmen
- Ich houd (flämisch): „Ich halte stand“ – Wahlspruch von Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund (in Erwiderung auf den von Ludwig von Orléans)
- Indivisibiliter ac inseparabiliter (lateinisch): „Unteilbar und untrennbar“ – Wahlspruch von Karl I. von Österreich-Ungarn
- Je lay emprins (französisch): „Ich habe es gewagt“ – Wahlspruch von Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund
- Je l’enuie (französisch): „Ich fordere ihn heraus“ – Wahlspruch von Ludwig von Orléans
- Parcere subiectis et debellare superbos (lateinisch): „Unterworfene schonen und Hochmütige niederkämpfen“ – Wahlspruch des Landgrafen Philipps des Großmütigen von Hessen auf dem Spruchtaler und dem ersten Schmalkaldischen Bundestaler
- Pax quaeritur bello (lateinisch): „Durch Krieg wird der Friede gesucht“ – Wahlspruch von Oliver Cromwell auf dem Cromwelltaler
- Per tot discrimina rerum (lateinisch): „Durch so viele Gefahren“ – Wahlspruch von Kaiser Maximilian I.
- Pro Patria Consumor (lateinisch): „Für das Vaterland verzehre ich mich“ – Wahlspruch des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel auf seinem Wahrheitstaler und seinem Mückentaler
- Qui qu’en hogne, später aultre naray (französisch): „Ich will keine andere“ – Wahlspruch von Philipp dem Guten Herzog von Burgund
- Regna Firmat Pietas (lateinisch): „Frömmigkeit stärkt das Reich“ – Wahlspruch von König Christian IV. von Dänemark und Norwegen auf der Corona Danica
- Vaca ut vaces (lateinisch): „Sei frei, damit du frei bist“ – Wahlspruch von Josephus Geldolfus van Ryckel d' Oorbeeck
- Viribus Unitis (lateinisch): „Mit vereinten Kräften“ – Wahlspruch Franz Josephs I.
- Virtute et fidelitate (lateinisch): Tapferkeit und Treue – Wahlspruch und Devise des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel auf dem Blutdollar (Sterntaler)
Wahlsprüche moderner Nationalstaaten
- Unus pro omnibus, omnes pro uno (lat.): «Einer für alle, alle für einen» – inoffizieller Wahlspruch der Schweiz
- E pluribus unum (lat.): „Aus vielen eines“ – stand auf dem Siegel der Vereinigten Staaten von Amerika, seit 1956 lautet der Wahlspruch „In God we trust“ (englisch): „Auf Gott vertrauen wir“
- Liberté, Egalité, Fraternité (französisch): „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – Wahlspruch der Französischen Revolution von 1789 und der Französischen Republik
- Pravda vítězí „Die Wahrheit siegt“ – Wahlspruch Tschechiens
- Ordem e Progresso (portugiesisch): „Ordnung und Fortschritt“ – Wahlspruch Brasiliens
- لا إله إلا الله محمد رسول الله / Lā ilāha illā llāh Muhammadun rasūlu llāh. (arabisch): „Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist der Gesandte Gottes“ – Wahlspruch Saudi-Arabiens
- Yurtta Sulh, Cihanda Sulh (türkisch): „Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt“ – Wahlspruch der Türkei
- Für Gott und Vaterland – (inoffiziell) Deutsches Reich
- Einigkeit und Recht und Freiheit – (inoffiziell) Bundesrepublik Deutschland
- Out Of Many, One People (englisch): „Aus vielen (Völkern) ein Volk“ – Wahlspruch Jamaikas
Wahlsprüche von Städten und Ländern
- Dissipat atque fovet (lat.): „Sie zerstreut und erwärmt“ – Sonne im Wappen von Saarlouis
- Fluctuat, nec mergitur (lat.): „Sie schwankt, aber geht nicht unter.“ – Seit 1853 Wappenspruch der Stadt Paris, ursprünglich der Pariser Handelsschiffer.
- Juste iudicate filii hominum (lat.): „Richtet gerecht, ihr Menschen(söhne)“ – Ostermiething/Oberösterreich
- Nunquam retrorsum (lat.): „Niemals zurück“ – welfischer Wahlspruch und Wappenspruch des Königreichs Hannover
- Up ewig ungedeelt (niederdeutsch): „Auf ewig ungeteilt“ – Wahlspruch von Schleswig-Holstein
- Sit intra te concordia et publica felicitas (lat.): „In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen“ – Wahlspruch der Hansestadt Rostock
Viele Schweizer Kantone haben oder hatten einen Wahlspruch. Dieser findet sich auf Kantonsmünzen (vor 1850), im Fall der Waadt in deren Wappen.
- Liberté et patrie (französisch): Freiheit und Vaterland – Waadt
- Post tenebras lux (lat.): Nach Dunkelheit Licht – Genf
- Dominus providebit (lat.): Der Herr wird vorsorgen – Bern / Randprägung des heutigen Fünffrankenstücks
- Domine conserva nos in pace (lat.): Herr behüte uns in Frieden – Zürich,[1] auf dem Wasertaler, Basel,[2][3] Luzern[4]
- Iustitia et Concordia[5] (lat.): Gerechtigkeit und Eintracht – Zürich
- Pro Deo et Patria[6] (lat.): Für Gott und Vaterland – Zürich
Wahlsprüche von Orden (Ordensdevise)
- Ora et labora (lat.): „Bete und arbeite“ – Leitspruch des Benediktinerordens
- Stat crux dum volvitur orbis (lat.): „Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht“ – Wahlspruch des Kartäuserordens
- Omnia ad maiorem Dei gloriam (lat.): „Alles zur größeren Ehre Gottes“ – Wahlspruch des Jesuitenordens
- Tuitio fidei et obsequium pauperum (lat.): „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ – Leitwort des Souveränen Malteserordens und des Johanniterordens
- Honi soit qui mal y pense (französisch): „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“ – Devise des englischen Hosenbandordens
Wahlsprüche von Studentenverbindungen
Aus der Zeit der Studentenorden entstammend, führen fast alle Studentenverbindungen einen Wahlspruch in ihren Wappen. Beispiele hierfür sind:
- Virtuti semper corona, häufig nur als vsc vermerkt: „Dem Verdienste seine Krone“, aus dem Gedicht An die Freude von Friedrich Schiller achte Strophe – Wahlspruch des Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen
- Jeder zu seiner Fahne! – Wahlspruch des Freiburger Vereins Jüdischer Studenten Ivria
- Frau sein, frei sein! – Wahlspruch der Verbindung Berliner Studentinnen Lysistrata
Wahlsprüche kirchlicher Würdenträger
Traditionell wählen sich Bischöfe und Äbte der Römisch-katholischen und auch in der Altkatholischen Kirche einen Wahlspruch, welcher das Programm ihrer Amtszeit verdeutlichen kann. Ebenso können sich Priester und Diakone ein Wappen und damit einen Wappenspruch geben.
- Nec laudibus, nec timore (lat.): „Weder Menschenlob, noch Menschenfurcht [soll uns bewegen]“ – Wappenspruch des seligen Kardinals und Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, 1933–1946
- Cooperatores veritatis (lat.): „Mitarbeiter der Wahrheit“ – Wappenspruch von Papst Benedikt XVI. (sowohl als Erzbischof von München und Freising als auch im Amt des Bischofs von Rom)
- Damit sie Leben haben im Überfluss (Joh 10,10 EU) – Joris Vercammen, em. Präsident der Bischofskonferenz in der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen.
Sonstige
- In varietate concordia (lat.): „In Vielfalt geeint“ – Wahlspruch der Europäischen Union
- Omnia vincit amor (lat.): „Liebe besiegt alles“ – Wahlspruch einiger hochmittelalterlicher Ritter, besonders Turnierkämpfer. Er wird durch ein A angedeutet, das der Ritter entweder im Wappen führt oder auf seiner Kleidung aufgestickt trägt.
- Sapere aude! (lat.): „Wage es, verständig zu sein“ oder nach Immanuel Kant: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ – Wahlspruch der Aufklärung
- Mentem alit et excolit (lat.): „(Sie) ernährt und bildet den Geist“ – Wahlspruch der Österreichischen Nationalbibliothek
- Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr – Wahlspruch vieler Freiwilligen Feuerwehren; meist auf der Fahne zu finden, auch bei den österreichischen Feuerwehren
- Pride and Industry (engl.): „Stolz und Fleiß“ – Wahlspruch von Barbados
Wahlsprüche auf historischen Musikinstrumenten
- Acta virum probant (lat.): „In seinen Taten zeigt sich der Mann“ (Gemälde von Jan Steen)
- Soli deo gloria (lat.): „Gott allein die Ehre“
- Laudate eum in chordis et organo (lat., Zitat aus Psalm 150, 4): „Lobt ihn mit Saiten und Flöte!“
Siehe auch
Literatur
- Max Löbe:[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ schweizer-geld.ch – Zürich: 20 Batz, 1812.
- ↑ muenzen-huber.ch – Basel: 1/2 Thaler 1765.
- ↑ Basel, Assis, 1708
- ↑ muenzenwert.de – Luzern: 5 Batzen, 1813
- ↑ schweizer-geld.ch – Zürich: Dukat, 1810.
- ↑ schweizer-geld.ch – Zürich: 10 Schilling, 1806.
- ↑ Wahlsprüche, Devisen und Sinnsprüche deutscher Fürstengeschlechter des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Barth, Leipzig 1883 in: Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 6. Juli 2020.