Das Amtsgericht Lichtenberg ist ein Amtsgericht in Berlin, das im Vorfeld zur Verleihung des Stadtrechts an die damalige Gemeinde Lichtenberg gebaut wurde. Es ist für den Amtsgerichtsbezirk Berlin-Lichtenberg des Landgerichtes Berlin zuständig, der den Bezirk Lichtenberg und den Bezirk Marzahn-Hellersdorf umfasst. Darüber hinaus ist dem Gericht das Zentrale Grundbucharchiv angegliedert, in dem die alten Grundbuchfolianten und alte Grundakten für den ehemaligen Ostteil Berlins gelagert werden. Das Gebäude ist Teil eines Denkmalkomplexes.
Zuständigkeiten
Da in Berlin Strafverfahren zentral im Kriminalgericht Moabit bearbeitet werden (dort haben das Amtsgericht Tiergarten und die Strafkammern des Landgerichtes Berlin ihren Sitz) handelt es sich beim Amtsgericht Lichtenberg um ein reines Zivilgericht für die im Gerichtsbezirk wohnenden rund 550.000 Einwohner und die dort ansässigen Unternehmen.
In dem Gericht werden vorwiegend Zivilprozesse verhandelt. Daneben ist es unter anderem Betreuungsgericht, Grundbuchgericht, Nachlassgericht, Zwangsvollstreckungsgericht (einschließlich der Zwangsversteigerungen von Grundstücken) und Insolvenzgericht (für Privatinsolvenzen).
Neben dem Hauptgebäude am Roedeliusplatz 1 in Lichtenberg unterhielt das Gericht von Anfang 2009 bis April 2012 noch die Zweigstelle Hohenschönhausen in der Wartenberger Straße 40 in Neu-Hohenschönhausen, die im April 2012 aufgelöst wurde (Umzug in das dann umgebaute Hauptgebäude). Bei dieser Zweigstelle handelte es sich um das ehemals (1996–2008) selbstständige Amtsgericht Hohenschönhausen, dessen Aufgaben vom Amtsgericht Lichtenberg übernommen wurden.
Im Amtsgericht Lichtenberg sind rund 250 Mitarbeiter, davon 23 Richter beschäftigt (Stand: 2019).
Gebäude
Der am Roedeliusplatz (historisch: Wagnerplatz) gelegene Altbau des Amtsgerichts Lichtenberg bildet als Teil der Gesamtanlage des Platzes einen unter Denkmalschutz stehenden Denkmalbereich.
Das Gerichtsgebäude wurde von den Baubeamten Paul Thoemer und Rudolf Mönnich beim preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Anlehnung an westfälische Barockbauten entworfen. Die Pläne wurden in den Jahren 1902/1903 baulich umgesetzt.[1]
Das für zehn Justizabteilungen konzipierte Gebäude verfügt über ein im österreichischen Barockstil gehaltenes Treppenhaus, das mit allegorischem Figurenschmuck ausgestattet ist. Hinter dem Gebäude schließt sich die heutige Justizvollzugsanstalt für Frauen an, deren Altbautrakt mit dem Gebäude des Amtsgerichtes zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Gefängnis mit Platz für 100 Arrestanten erbaut wurde.[2]
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Gedenktafel für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in der Zeit von 1945 bis 1989
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Gerichtssaal, ca. 1903–1906
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Haupttreppenhaus, ca. 1903–1906
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Ansicht, ca. 1903–1906
Siehe auch
Literatur
- Volker Kähne: Gerichtsgebäude in Berlin. Eine rechts- und baugeschichtliche Betrachtung. Verlag Haude u. Spener, Berlin 1988, ISBN 3-7759-0318-6.
- Friedrich Scholz: Berlin und seine Justiz: die Geschichte des Kammergerichtsbezirks 1945 bis 1980. Verlag De Gruyter, Berlin 1982, ISBN 3-11-008679-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die im Bau begriffenen Gerichtsbauten in Berlin und den Vororten, mit Lageplänen (Grundrissskizzen), Ansichtszeichnungen und kurzen Texten, Zentralblatt der Bauverwaltung, 29. August 1903, S. 429 ff.
- ↑ Informationen zum Lichtenberger Amtsgericht in: Königlich privilegierte Berlinische Zeitung, 18. September 1902.
Koordinaten: 52° 30′ 51,6″ N, 13° 29′ 22,1″ O
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