Hermann Wolters (* 25. Mai 1910 in Bremen; † 24. Oktober 1974 ebenda) war ein Bremer Politiker (KPD/SPD) und Senator.
Biografie
Nach Abschluss der Realschule durchlief Wolters eine Ausbildung als kaufmännischer Angestellter. Danach fuhr er eine kurze Zeit als Matrose zur See. Er wurde 1929 Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes und 1930 der KPD. Er war Reichsjugendführer der KPD für die Gruppe der Seeleute, Hafenarbeiter und Binnenschiffer. Anfang 1933 – in der Zeit des Nationalsozialismus – kämpfte er in Hamburg unter dem Decknamen „Bruns“ in der illegalen Gruppe des „Roten Marinesturms“ gegen die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Er wurde verhaftet und wegen „Hochverrats“ verurteilt. Erst 1943 (andere Quelle: 1939) wurde er aus dem Zuchthaus und dem Konzentrationslager entlassen; er arbeitete anschließend bis 1944 bei den Borgward-Werken. 1944 – nach erneuter Verhaftung und Flucht – hielt er sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges illegal in Bremen auf. Er begründete noch vor Kriegsende eine Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus (KGF), in deren Vorstand er wirkte.
Schon Ende April 1945 nahmen er und Adolf Ehlers Kontakte zu der amerikanischen Militärregierung auf. Bereits im Mai 1945 war er Mitbegründer der KPD in Bremen. Von der Militärregierung wurde er – noch als Mitglied der KPD – am 6. Juni 1945 zum Senator für Ernährung und Arbeitseinsatz ernannt. Am 23. April 1946 rief er in einer Rede vor dem Volkshaus zum Wiederaufbau der Stadt Bremen auf. Als Reaktion auf die Entwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone und insbesondere auf die Zwangsvereinigung von SPD und KPD traten er und Adolf Ehlers am 16. Mai 1946 zur SPD über mit Begründung:
- „Die Demokratie wird in der KPD mit Füßen getreten und selbstständig denkende Kommunisten wird ein Schweigegebot auferlegt, weil sie versuchen, innerhalb der Partei für eine Politik einzutreten, die nach ihrer ehrlichen Auffassung den Interessen der deutschen Arbeiter entspricht. […] Die KPD führt eine Politik der mechanischen Übertragung politische Direktiven, die unvereinbar sind mit den Grundsätzen einer selbstständigen sozialistischen Politik.“[1]
1946 wurde er in den Senaten unter Führung von Wilhelm Kaisen Senator für Ernährung und Arbeitseinsatz, dann für Häfen, Schifffahrt, Wirtschaft und Arbeit, ab 1948 Senator für Wirtschaft und Arbeit und zusätzlich von 1949 bis 1951 Senator für Ernährung und Landwirtschaft. Wiederum ab 1951 bis 1958 war er Senator für Wirtschaft. Sein Nachfolger wurde Senator Karl Eggers (SPD).
Wolters trat als Senator zurück, da er unter auch später nicht geklärten Umständen in eine Schlägerei, vermutlich in einem Bonner Rotlichtbezirk, verwickelt war.[2]
Ab Januar 1959 war er Bevollmächtigter des Bremer Holzhändlers Hermann Krages[3] und leitete die Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD.
Familie
Hermann Wolters war verheiratet mit der Schauspielerin Helene Tabery.[4] Seine Tochter Ursula war die langjährige Lebenspartnerin und Ehefrau von Filmregisseur Dieter Wedel.[5][6]
Ehrungen
In Bremen-Strom wurde die Senator-Wolters-Straße nach ihm benannt.
Siehe auch
- Liste Bremer Senatoren, Liste der Arbeitssenatoren von Bremen, Liste der Häfensenatoren von Bremen, Liste der Wirtschaftssenatoren von Bremen
- 1945–1945: Senat Vagts, 1945–1946: Senat Kaisen I, 1946–1948: Senat Kaisen II, 1948–1951: Senat Kaisen III,
1951–1955: Senat Kaisen IV, 1955–1959: Senat Kaisen V
Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
- Theodor Spitta: Neuanfang auf Trümmern. Die Tagebücher des Bremer Bürgermeisters Theodor Spitta 1945–1947. Hg. von Ursula Büttner und Angelika Voss-Louis. Oldenbourg, München 1992, ISBN 3-486-55938-9.
- Wolters, Hermann. In: Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarb. und stark erw. Auflage. Karl Dietz Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6.
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert aus einem Brief von Willy Brandt vom 10. Juni 1946 in Brandt-Dokumenten des Archivs der Friedrich-Ebert-Stiftung
- ↑ Der Spiegel vom 22. Oktober 1958, Wolters-Überfall: Ein Bremer am Rhein
- ↑ Berufliches Hermann Wolters Der SPIEGEL 5/1959 vom 28. Januar 1959
- ↑ Milchkrieg. Bis zum letzten Hansbur Der SPIEGEL 32/1951 vom 8. August 1951
- ↑ Vom schönen Schein und wirklichen Leben. Dieter Wedel, Lübbe-Verlag, Köln (2010), Seite 80.
- ↑ Nach Vergewaltigungsvorwürfen: Jetzt spricht die heimliche Ehefrau des Regisseurs focus.de vom 10. Januar 2018
Personendaten | |
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NAME | Wolters, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (SPD), MdBB |
GEBURTSDATUM | 25. Mai 1910 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 24. Oktober 1974 |
STERBEORT | Bremen |