Toggle menu
Toggle personal menu
Not logged in
Your IP address will be publicly visible if you make any edits.

Max Süßheim

From Wickepedia
File:Maximilian Süssheim-MJ.jpg
Max Süßheim (1919)

Maximilian (Max) Süßheim, auch Süssheim (* 20. Juli 1876 in Nürnberg; † 1. März 1933 ebenda) war ein deutscher Jurist, der letzte jüdische Landtagsabgeordnete Bayerns und Kunstsammler.

Leben

Süßheim war der Sohn des Hopfen-Händlers Sigmund Süßheim aus Kronach, der 1870 nach Nürnberg zog, und seiner Ehefrau Clara. Mütterlicherseits war er ein Enkel des bayerischen Landespolitikers David Morgenstern.[1] Sein jüngerer Bruder war der Historiker und Orientalist Karl Süssheim.

Süßheim studierte Rechtswissenschaft an der Universität München, wo er im Jahr 1898 als Rechtspraktikant mit seiner Dissertation Die Begünstigung (Verlag Bickel, München 1898) zum Dr. jur. promoviert wurde. Außerdem studierte er Philosophie an der Universität Erlangen und wurde dort im Jahr 1900 mit seiner Dissertation Das moderne Auktionsgewerbe (Verlag Duncker & Humblot, Leipzig 1900) zum Dr. phil. promoviert.

Im Jahr 1901 legte Süßheim die juristische Staatsprüfung ab und erhielt 1902 die Zulassung als Rechtsanwalt in Fürth und 1903 in Nürnberg. Zehn Jahre später (1913) holte er sich den 16 Jahre jüngeren Albert Rosenfelder, SPD-Mitglied wie Süßheim selbst, als Sozius in die Kanzlei.[2] Privat wohnte er in der Adlerstraße 35. Später wurde er Justizrat am Oberlandesgericht Nürnberg. Ab 1919 war er Mitglied des Staatsgerichtshofes.[3][4]

Von 1914 bis 1919 war er Gemeindebevollmächtigter und von 1919 bis 1933 als führender SPD-Politiker Mitglied und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat seiner Heimatstadt Nürnberg.[5] Für die SPD war er außerdem von 1907 bis 1918 Mitglied des bayerischen Landtags, nach der Revolution von 1918 für die MSPD Mitglied im Provisorischen Nationalrat in Bayern und von 1919 bis 1920 wieder Landtagsabgeordneter.[6] Er war im Februar 1919 Delegierter und Hauptredner der SPD in den Verhandlungen des Reichsrätekongresses in Berlin.[7]

Süßheim war ein strikter Gegner des Ersten Weltkriegs und Wortführer der anschließenden Revolution in Nürnberg. Er galt als der bedeutendste jüdische Politiker im Nürnberg des frühen 20. Jahrhunderts.

Bei Zusammentritt des bayerischen Landtags am 28. September 1917 beantragte die sozialdemokratische Fraktion mit dem von den Abgeordneten Süßheim und Erhard Auer eingebrachten Antrag eine umfassende Reform der Bayerischen Verfassung. Neben der Einführung der einjährigen Finanzperiode und des Verhältniswahlrechts für alle volljährigen Staatsbürger, der Auflösung der Fideikommisse, der Abschaffung des Adels und der Aufhebung der Privilegien des Königs wie der Religionsgemeinschaften wurde als Kernpunkt eine Umgestaltung der Verfassung in eine parlamentarische Monarchie gefordert. Diese Maximalforderungen sollten vor allem eine Diskussion über Verfassungsfragen in Gang setzen und auf diesem Wege zu Reformen führen, verhinderten aber wegen ihrer Radikalität ihre nähere Behandlung im Landtag.[8]

Am 20. Juli 1921 gehörte Süßheim mit dem damaligen Oberbürgermeister Hermann Luppe und dem Fabrikanten Siegfried Guggenheimer zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins „Verein der Freunde der Handelshochschule Nürnberg“.

Bei der Beisetzung Süßheims im März 1933 in Nürnberg, er war am frühen Morgen des 1. März bei einem Spaziergang an einem Herzinfarkt verstorben,[9] hielt Oberbürgermeister Hermann Luppe die Grabrede – als eine seiner letzten Amtshandlungen.[10] Süßheim hatte Luppe in dessen Prozessen gegen Julius Streicher verteidigt. In seinem Testament beklagte der Nürnberger SPD-Stadtrat Süßheim zunehmende antisemitische Tendenzen in der Stadt, sogar in seiner eigenen Partei.

Seine umfangreiche, auf 26.874 Reichsmark geschätzte Bilder- und Dokumentensammlung vermachte er seiner Ehefrau Hedwig. Diese nahm sich fünf Jahre später direkt nach der Pogromnacht am 10. November 1938 das Leben.[11] Der Landeskulturverwalter des Gaues Franken Hans Bäselsöder (1900–1983)[12] verhinderte zwischen 1935 und 1945 die Ausfuhr des Süßheimschen Kunstbesitzes nach New York.[13]

Werke

  • Die Begünstigung, Dissertation, Verlag Bickel, München 1898
  • Nichts bleibt für immer verborgen (mit Dominik Radlmaier), in: Norica – Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg, Band 5 (2009), Seite 39–43
  • Revolution und Bayerische Verfassung, SPD-Landesvorstand Bayerns (Hrsg.), Augsburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt, 1920
  • Das moderne Auktionsgewerbe, Dissertation, Verlag Duncker & Humblot, Leipzig 1900
  • Die parlamentarische Thätigkeit Dr. jur. David Morgensterns, 1899
  • Armenunterstützung nichtbayerischer Deutscher in Bayern, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Band 79, 1902
  • Das Namensrecht von Frau und Kind im Bürgerlichen Gesetzbuch, in: Gruchots Beiträge, Seite 579–590, 1899
  • Rechtsfolgen arglistigen Stillschweigens bei Kauf, Schenkung und Miethe (PDF; 3,3 MB), in: Dr. J. A. Seuffert's Blätter für Rechtsanwendung, Band 66, Seite 205–214, 1901

Literatur

  • Hans-Michael Körner, Bruno Jahn: Grosse bayerische biographische Enzyklopädie, Band 3 (P–Z), Verlag K.G. Saur, 2005, ISBN 3598114605
  • Dominik Radlmaier: Nichts bleibt für immer verborgen. Max Süßheim und das Schicksal seiner Kunstsammlung im Dritten Reich, in: Norica – Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg, Band 5, 2009, S. 39–43.
  • Süssheim, Max, in: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. München : Saur, 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 361

Weblinks

Commons: Maximilian Süßheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands, 1968, Seite 174 (Digitalisat).
  2. Barbara Fleming: The Diary of Karl Süssheim (1878-1947). Orientalist between Munich and Istanbul, 1982, Seite 5.
  3. Dokumente aus geheimen Archiven. Übersichten der Berliner politischen Polizei über die allgemeine Lage der sozialdemokratischen und anarchistischen Bewegung 1878-1913, Seite 466, Berliner Wissenschaftsverlag, 2004 (Auszug)
  4. Arnd Müller: Geschichte der Juden in Nürnberg 1146-1945, Seite 174ff., Stadtbibliothek Nürnberg, 1968 (Auszug).
  5. Reinhard Weber: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, 2006, Seite 14 (Digitalisat).
  6. Hermann Hanschel: Oberbürgermeister Hermann Luppe. Nürnberger Kommunalpolitik in der Weimarer Republik, Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1977.
  7. Franz J. Bauer: Die Regierung Eisner “1918/19”, Seite 190, Verlag Droste, 1987 (Auszug).
  8. Historisches Lexikon Bayerns: Parlamentarische Reformversuche.
  9. Gerhard Hirschmann, Kuno Ulshöfer: Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger Stadtgeschichte, Seite 259, Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 1988, ISBN 3871911275. - In anderer Literatur heißt es auch, er sei nach langer Krankheit gestorben bzw. er hätte Selbstmord begangen. - Sein Sozius Albert Rosenfelder wurde nur wenige Tage später verhaftet, ins KZ Dachau deportiert und kam dort im Juni 1933 zu Tode.
  10. Leibl Rosenberg: Spuren und Fragmente. Jüdische Bücher, jüdische Schicksale in Nürnberg, Seite 95, Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg (Hrsg.), Nürnberg 2000 (Auszug).
  11. Wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen (PDF; 204 kB).
  12. Wolfgang Mück: NS-Hochburg in Mittelfranken: Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922–1933. Verlag Philipp Schmidt, 2016 (= Streiflichter aus der Heimatgeschichte. Sonderband 4); ISBN 978-3-87707-990-4, S. 201 f.
  13. Dominik Radlmaier (2009), S. 39–42.