Redenschreiber sind auf die Erstellung von Redemanuskripten spezialisierte Ghostwriter. Wie diese treten sie nicht selbst als Autoren ihrer Texte in Erscheinung, sondern wirken unsichtbar, wie ein Geist (engl. ghost) für ihre Auftraggeber. Angestellte Redenschreiber arbeiten meist nur für ihren Arbeitgeber; freiberuflich Tätige schreiben für mehrere Kunden.
Redenschreiber gibt es nachweislich seit mehr als zwei Jahrtausenden. Im antiken Griechenland hatten die so genannten Logographen als Verfasser von Gerichtsreden eine wichtige Funktion. Heute werden für eine Wirtschaftsrede zwischen 1500 Euro (einfacher und kurzer Vortrag) und 50.000 Euro (Haupt- oder Festrede eines Konzerns) gezahlt.
Redenschreiber liefern im Idealfall ihrem Auftraggeber ein inhaltlich, stilistisch und formal vortragsreifes und auf die Rednerpersönlichkeit wie auch auf die Redesituation eingestelltes Manuskript. Führungskräfte verschiedener Bereiche nutzen die Dienste von Redenschreibern. Adressaten ihrer Reden sind z. B. Mitarbeiter, Vorgesetzte, Kunden oder die Öffentlichkeit. Aufgabenstellungen sind z. B. Aussagen, Vorschläge oder Forderungen zu betrieblichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen, Präsentationen von Ideen und Arbeitsergebnissen, sowie unterschiedliche Anlässe feierlicher Art.
Redenschreiben verlangt neben dem Beherrschen der Sprache und des rhetorischen Handwerkszeugs ein fundiertes Allgemeinwissen, Urteilsvermögen und Fachkenntnisse. Da es im deutschsprachigen Raum bisher keine geregelten akademischen Ausbildungsgänge für das Berufsbild des Redenschreibers gibt, finden sich Anbieter mit unterschiedlichen Bildungshintergründen in dieser Branche. Die meisten Redenschreiber sind studierte Politologen, Juristen, Journalisten oder Ökonomen.[1]
Berufsverband der deutschsprachigen Redenschreiber ist seit 1998 der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS), dessen erster Präsident Thilo von Trotha war.
Redenschreiber bekannter Redner
- Joseph Merrick Jones, Redenschreiber von Harry S. Truman
- Ted Sorensen, Redenschreiber von John F. Kennedy
- Jon Favreau, Redenschreiber von Barack Obama
- Stephen Miller, Redenschreiber von Donald Trump
- Klaus Harpprecht, Leiter der „Schreibstube“ des Bundeskanzleramtes[2] unter Willy Brandt
- Armin Halle, Leiter der „Schreibstube“ des Bundeskanzleramtes[3] unter Helmut Schmidt
- Michael Mertes und Rolf Braun, Redenschreiber von Helmut Kohl
- Dieter Mahncke, Redenschreiber von Karl Carstens
- Reinhard Hesse, Redenschreiber von Gerhard Schröder
- Caren Lay, Redenschreiberin von Renate Künast
- David Gill und Wolfram Stierle, Redenschreiber von Joachim Gauck[4]
- Eva Christiansen, Leiterin des Referats der Redenschreiber von Angela Merkel[5]
- Thilo Sarrazin, Redenschreiber von Hans Apel
- Wolfgang Silbermann, Redenschreiber von Frank-Walter Steinmeier[6]
- Cody Keenan, Barack Obamas letzter Chefredenschreiber im Weißen Haus[7]
Weblinks
- Internetpräsenz des Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS)
- Berufsperspektive Redenschreiber für Geisteswissenschaftler ( vom 9. Dezember 2008 im Internet Archive)
- Beitrag „Gegen das große Gähnen: Beruf Redenschreiber/in“ der Bundeszentrale für politische Bildung
- Redenschreiber – „Ein falsches Wort führt zum Absturz“. Der Spiegel, 12. September 2013
- Wie werde ich Redenschreiber? Focus Online (dpa), 11. Juni 2012
Einzelnachweise
- ↑ www.vrds.de ( des vom 24. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Benno Müchler: Auf die Rede kommt es an. In: CICERO ( des vom 13. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 7. Juni 2014
- ↑ Die Kunst, einen Kanzler glänzen zu lassen. In: tagesspiegel.de. 8. November 2001, abgerufen am 14. Dezember 2014.
- ↑ Günter Bannas, Berlin: Die Fortsetzung des Lebens mit anderen Mitteln. In: FAZ.net. 20. Juni 2012, abgerufen am 14. Dezember 2014.
- ↑ Eva Christiansen – Die Frau, die es für Merkel richten soll. In: sueddeutsche.de. 8. März 2010, abgerufen am 14. Dezember 2014.
- ↑ Peter Dausend, Michael Thumann: Frank-Walter Steinmeier: La Mannschaft wechselt ins Schloss Bellevue. In: Die Zeit. 11. Februar 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 22. August 2017]).
- ↑ Dirk Peitz: Barack Obama: Eine späte Rede an die Nation. In: Die Zeit. 31. Juli 2020, abgerufen am 4. August 2020.