Dieser Artikel beschreibt die Gerichtsorganisation im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Bis 1850
Eingangsgerichte waren die großherzoglichen Ämter, die Patrimonialämter, die Stadtgerichte, die Stadträte und die Patrimonialgerichte.
An Ämtern bestanden:
Kreis | Gericht | Sitz | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Allstedt | Allstedt | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Berka | Berka | Berka mit Tondorf |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Blankenhain | Blankenhain | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Bürgel | Thalbürgel | Bürgel mit Tautenburg zu Thalbürger |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Buttstädt | Buttstädt | Bis 1817 war das Amt Hardisleben noch selbstständig |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Großrudestedt | Großrudestedt | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Ilmenau | Ilmenau | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Jena | Jena | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Neustadt an der Orla | Neustadt an der Orla | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Oldisleben | Oldisleben | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Roßla | Roßla | Bis 1818 war das Amt Heusdorf noch selbstständig |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Vieselbach | Vieselbach | |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Weida | Weida | Weida mit Mildenfurth zu Weida |
Weimar-Jenascher und Neustädischer Kreis | Amt Weimar | Weimar | |
Eisenachscher Kreis | Amt Krayenberg | Tiefenort | Crayenberg mit Frauensee zu Tiefenort |
Eisenachscher Kreis | Amt Creuzburg | Creuzburg | |
Eisenachscher Kreis | Amt Dermbach | Dermbach | |
Eisenachscher Kreis | Amt Eisenach | Eisenach | |
Eisenachscher Kreis | Amt Geisa | Geisa | |
Eisenachscher Kreis | Amt Gerstungen | Gerstungen | Gerstungen mit Hausbreitbach |
Eisenachscher Kreis | Amt Kaltennordheim | Kaltennordheim | |
Eisenachscher Kreis | Amt Lichtenberg | Ostheim vor der Rhön | Lichtenberg zu Ostheim |
Eisenachscher Kreis | Amt Vacha | Vacha | |
Großherzoglich Freiherrliche von Boyneburg und von Müllersches Patrimonialamt Lengsfeld | Lengsfeld | ||
Großherzoglich und Landgräflich Hessisches Patrimonialamt Völkershausen | Völkershausen | Im Jahre 1843 gingen Gut und Gerichtsbarkeit an den großherzoglichen Fiskus über. |
Daneben bestanden das Amt Dornburg und die Herrschaft Farnroda.
Es bestanden folgende Stadtgerichte:
- Stadtgericht Jena in Jena
- Stadtgericht Ilmenau in Ilmenau
- Stadtgericht Weimar in Weimar
- Stadtgerichtskommissariat Sulza in Sulza
- Stadtgericht Eisenach in Eisenach
In folgenden Städten hatten die Stadträte Gerichtsfunktion: Blankenhain, Dornburg, Lobeda, Magdala, Neustadt an der Orla, Rastenberg, Triptis und Weida.
Die Ämter, Stadtgerichte und Stadträte waren in zivilrechtlichen Angelegenheiten Eingangsgericht und für die freiwillige Gerichtsbarkeit zuständig. In Strafsachen hatten sie Kompetenzen bei kleineren Vergehen.
Daneben bestanden eine Vielzahl an Patrimonialgerichten. Die Kompetenzen der Patrimonialgerichte entsprachen denen der Ämter. Die Patrimonialgerichte Knau, Martinroda und Oppurg verfügten darüber hinaus über die Aufgaben eines Kriminalgerichts.
Für Strafsachen waren die vier großherzoglichen Kriminalgerichte zuständig. Dies waren Kriminalgericht Weimar, Kriminalgericht Weida, Kriminalgericht Eisenach und Kriminalgericht Dermbach.
Für Kirchen- und Schulsachen waren die beiden großherzoglichen Konsistorien in Weimar und Eisenach zuständig
Daneben bestanden folgende Gerichte: Die Oberforstämter in Eisenach, Jena, Weimar und Zillbach wirkten als Forstgerichte. Das akademische Syndikatsgericht und das Universitätsamt der Universität Jena waren Universitätsgerichte. Auch das Landschaftkollegium hatte richterliche Aufgaben. Militärgerichte bestanden in der Form von Kompanie-, Bataillons- und Kriegsgerichten sowie als Garnisonsgerichte in Weimar und Eisenach.
Gerichte der zweiten Instanz waren die großherzoglichen Landesregierungen in Weimar und in Eisenach. Für bestimmte Angelegenheiten (z. B. Ehesachen) und Personen (privilegierter Gerichtsstand) waren die Landesregierungen Eingangsinstanz. Revisionen wurden beim Schöppenstuhl an der Universität Jena behandelt. Faktisch war das Aktenversendung, da die Universität Jena aber Landesuniversität war, hatte dieser den Charakter eines landeseigenen Gerichtes.
Oberstes Gericht war das gemeinsame Thüringer Oberlandesgericht.
1850
Im Zuge der 1850 im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach erfolgten Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung[1] und der zeitgleichen Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit[2] wurden Justizämter und Stadtgerichte als Eingangsgerichte geschaffen.[3]
Danach wurden folgende Justizämter und Stadtgerichte geschaffen:
Kreis | Kreisgericht | Gericht | Sitz | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Sondershausen | Justizamt Allstedt | Allstedt | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weida | Justizamt Auma | Auma | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weida | Justizamt Berga | Berga/Elster | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Berka an der Ilm | Berka | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Blankenhain | Blankenhain | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Bürgel mit Tautenburg | Thalbürgel | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Buttstädt | Buttstädt | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Dornburg | Dornburg | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Großrudestedt | Großrudestedt | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Arnstadt | Justizamt Ilmenau | Ilmenau | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Jena | Jena | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weida | Justizamt Neustadt | Neustadt an der Orla | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Roßla mit Apolda | Roßla | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Vieselbach | Vieselbach | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weimar | Justizamt Weimar | Weimar | |
Weimar-Neustädischer Kreis | Kreisgericht Weida | Justizamt Weida | Weida | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Krayenberg | Tiefenort | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Creuzburg | Creuzburg | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Dermbach | Dermbach | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Eisenach | Eisenach | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Geisa | Geisa | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Gerstungen | Gerstungen | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Kaltennordheim | Kaltennordheim | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Lengsfeld | Lengsfeld | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Lichtenberg | Ostheim vor der Rhön | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Justizamt Vacha | Vacha | |
Eisenachscher Kreis | Kreisgericht Eisenach | Stadtgericht Eisenach | Eisenach |
Als Gerichte zweiter Instanz dienten Kreisgerichte. Für jeden der Kreise wurde ein Kreisgericht eingerichtet, also das Kreisgericht Weimar, das Kreisgericht Eisenach, das Kreisgericht Weida, das Kreisgericht Sondershausen und das gemeinsame Kreisgericht Arnstadt. Obergericht war das neu geschaffenen gemeinsame Appellationsgericht Eisenach, oberstes Gericht blieb das gemeinsame Thüringer Oberlandesgericht.
Für Strafsachen wurden Geschworenengerichte eingerichtet. An besonderen Gerichten blieben nur die Militärgerichte und das Universitätsgericht.
1879
Mit Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurde die Justizämter in Amtsgerichte umgewandelt und diese gleichzeitig dem neu errichteten Landgericht Eisenach, Landgericht Weimar und dem gemeinsamen Landgericht Gera zugeordnet.[4] Dabei wurden die Gerichtsbezirke per Ministerial-Bekanntmachung festgelegt.[5][6]
Aufgrund eines Staatsvertrages von 1910[7] wurde dann 1912 in Jena ein gemeinsames Oberverwaltungsgericht (OVG) für Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt eingerichtet. Das OVG Jena wurde später zum Thüringer Oberverwaltungsgericht.
Literatur
- Johann Friedrich Kratzsch: Tabellarische Übersicht des Justiz-Organismus der sämtlichen Deutschen Bundesstaaten. 1836, S. 260–262, online
- Carl Pfafferoth: Jahrbuch der deutschen Gerichtsverfassung, 1888, S. 433, online
- Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen 1823, Digitalisat
- Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen 1840, Digitalisat
- Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen 1851, Digitalisat
Einzelnachweise
- ↑ Gesetz über die Neugestaltung der Staatsbehörden vom 5. März 1850 (Reg.Bl. S. 103 ff. )
- ↑ Gesetz, die Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit betreffend vom 9. März 1850 (Reg.Bl. S. 152 ff. )
- ↑ Ministerial-Bekanntmachung vom 21. Juni 1850 (Reg.Bl. S. 563 )
- ↑ Gesetz, betreffend die nach Maßgabe des Deutschen Gerichtsverfassungs-Gesetzes vom 27. Januar 1877 im Großherzogthume zu errichtenden ordentlichen Landesgerichte vom 8. März 1879 (Reg.Bl. S. 65 ff.)
- ↑ Ministerial-Bekanntmachung, die Abgrenzung der geographischen Bezirke der vom 1. Oktober 1879 ab im Großherzogthum bestehenden Amtsgerichte betreffend vom 24. April 1879 (Reg.Bl. S. 251 ff.)
- ↑ Plan für die Organisation der Landesgerichte im Großherzogthume Sachsen-Weimar-Eisenach auf dem Grunde des Deutschen Gerichtsverfassungs-Gesetzes vom 27. Januar 1877. In: Landtags-Verhandlungen vom Jahre 1877. Erste Abtheilung. Schriftenwechsel zwischen der Großherzoglichen Staatsregierung und dem ein und zwanzigsten ordentlichen Landtage. Weimar 1878, S. 751–753 (online).
- ↑ Staatsvertrag über die Errichtung eines gemeinschaftlichen obersten Verwaltungsgerichts vom 15. Dezember 1910